Lisa: Hausgeburt: Nicht schmerzfrei, aber interventionsfrei

Lisa erlebte eine Hausgeburt. Diese war zwar nicht schmerzfrei, aber interventionsfrei. Und darum ging es Lisa. Viel Spaß mit der heutigen siebten Geschichte im Geburtsgeschichten-Adventskalender.

Endlich geht es los!

Am 06.09. um ca. 03.00 Uhr bekam ich die ersten Wehen, mit ET+9 und Angst meine geplante Hausgeburt nicht durchführen zu können, war die Freude nun sehr groß. Zumal wir am 05.09. bei der Kontrolle bei unserer Hebamme waren und wir bereits über Einleitung sprachen. Sie hatte natürlich noch zwei Tricks auf Lager und so wurde eine Eipollösung gemacht und eine Akkupunktur zur Wehenförderung.

Die Wehen, wie gesagt, setzten am 06.09. nachts ein und da mir die Intensität nicht bewusst war, dachte ich bereits um halb 5, dass es sofort losgeht. Daraufhin rief mein Mann unsere Hebamme an, die uns im Halbschlaf unsere Latenzphase erklärte. So wehte ich vor mich hin und um 08:00 Uhr morgens rief sie nochmal an, um uns bewusst zu machen, dass die Latenzphase einen Moment oder zwei noch anhalten kann.

War uns recht, da wir wirklich lange darauf hofften, doch noch zu Hause gebären zu können. Wir hatten bereits mehrere Back-up-Lösungen und hatten uns mit dem Gedanken angefreundet, dass es nicht immer so funktioniert wie geplant. Zumal wir alle davon ausgingen, dass er vor dem ET kommt, weil er vordatiert wurde und es immer wieder hieß, die Entwicklung sei etwas schneller bei dem kleinen Mann. So war der 06.09. geprägt von Spaziergängen, kurzen Schlafphasen, Essen und Wehen, die teilweise intensiver wurden, aber doch nicht intensiv genug.

Wehen bis zur Mutlosigkeit

Da der Pool zu Hause bereits aufgebaut wurde, die Rosenquarz-Steine bereit lagen, die Salzsteinlampen bereit standen und die Playlist bereits hoch und runter lief, waren wir entspannt und guter Dinge.

Am 07.09. um 01:00 Uhr fingen die stärkeren Wehen an, so wurde der Pool gefüllt die Apfelschorle kalt gestellt und die Snacks griffbereit gehalten. Die Wehen kamen unregelmäßig mit einem Abstand von 5 bis 15 Minuten, aber mit einer moderaten Intensität.

Um 04:00 Uhr schlief mein Mann auf dem Sofa neben dem Pool ein und die Wehen wurden zunehmend intensiver, die veratmete ich recht gut und war davon überzeugt, dass wir jetzt nicht mehr lange brauchen, bis wir endlich unseren Sohn sehen dürfen.

Im Nachhinein würde ich meine Motivation und positive Einstellung schon fast naiv nennen, hätte ich nur gewusst, wie intensiv die Geschichte noch werden würde.

So wehte ich bereits 25 Stunden vor mich hin und es wurde mehr und mehr, mir kam aber zu diesem Zeitpunkt langsam die Erkenntnis, dass sich da gar nichts tat.

Mein Mann musste immer wieder Wasser vom Pool abschöpfen und aufgekochtes zurück leeren, damit ich nicht zu schnell friere und der Pool auskühlt. Da konnte ich zwischenzeitlich nochmal 20 Minuten Schlaf finden und schon war es ca. 07:00 Uhr. Ich bat meinen Mann, die Hebamme zu informieren, dass sie bitte kommen möchte und hatte zu diesem Zeitpunkt den Entschluss gefasst, die geplante Hausgeburt abzubrechen und ins Spital zu fahren. Ich war müde, hatte Hunger, konnte nicht essen und mich verließ jeder Mut.

Wir fahren nirgendwo hin!

Mit dem Wissen, dass ich bald erlöst werde und dass wir das jetzt machen, meinte ich noch zu dem Bauchbewohner du hast jetzt Zeit bis Lior kommt, zu Hause zur Welt zu kommen oder wir werden das Ganze verlegen und sind dann mal nicht geplant zu Hause.

Die Zeit zog sich so lange hin und doch kam es mir vor, als würde ich von außen zusehen, wie die Zeit verfliegt. Um 09:50 Uhr kam die Hebamme und kontrollierte und sah uns an und meinte, wir würden jetzt nirgends hinfahren, da die Geburt so weit voran geschritten war und wir das locker noch zu Hause schaffen, so wie ich mir das wünschte.

Ich hatte so fest daran festgehalten zu Hause gebären zu wollen und sie wusste es und wusste, wie tief dieser Wunsch verankert war, nicht nur in mir sondern auch bei meinem Mann, der selbst in der Hausgeburt zur Welt kam.

Mir platzt der Arsch

Die Wehen wurden so intensiv und das letzte Stück waren die schlimmsten Schmerzen, die ich jemals erlebt hatte und hätte mir jemand versucht zu erklären, wie intensiv dieser Schmerz ist, hätte ich es mir nicht mal ansatzweise vorstellen können.

Die Floskel «mir platzt der Arsch» musste definitiv von einer Leidensgenossin stammen, denn anders könnte man den Vorgang von Kopf am Steißbein vorbei nicht erklären.

Um 11:15 Uhr rief unsere Hebamme Lior ihre Kollegin an, damit sie noch zur Hilfe kam. Sie meinte zu mir, sie sei in Horgen und wenn sie Glück hätte, wär sie in den letzten Minuten noch dabei. Mein Kopf – geistesgegenwärtig – rechnete den Fahrweg aus und wusste: Es kann sich nur noch um 30 Minuten handeln.

Ich schrie mir in den letzten Minuten die Seele aus dem Leib und war so dankbar, dass wir eine Mietwohnung hatten ohne direkte Nachbarn, so konnte es mir reichlich egal sein, wie laut ich tatsächlich war.

Ich machte mir allerdings Sorgen um das Trommelfell meines Mannes, der sich so rührend darum bemühte, mich festzuhalten.

Ca 11:45 Uhr klingelte es und da kam Lisa, die 2. Hebamme, die uns im Wochenbett betreuen wird. Ich verspürte Erleichterung, dass es bald bald vorbei sein wird. Die letzte Presswehe war um 11:49 Uhr und somit wurde alles um mich herum etwas dunkler, unwichtiger und dumpf, denn ich hielt das hellste, schönste und großartigste in meinem Arm: meinen Sohn.

Lysander Jaan mit 3980 g, 54 cm lang und einem Kopfumfang von 36cm in Liebe mit viel Licht und Zuversicht geboren, das ab diesem Zeitpunkt Größte für mich. Nicht im Traum hätte ich mir vorstellen können, wie viel Liebe ein Mensch empfinden kann.

Der Kleine ist jetzt dann bald einen Monat alt und nach wie vor bin ich fassungslos und glücklich, dass das Stillen so wunderbar funktioniert, die Hausgeburt so toll geklappt hat und wir die ersten 40 Tage von Lysanders Leben alleine zu Hause ohne Besuch genießen können.

Deine tägliche Mail zum Adventskalender

Du möchtest jeden Tag eine E-Mail zum Adventskalender erhalten und damit auch alle Infos erhalten, wie du an den Adventsverlosungen teilnimmst? Melde dich gerne an!

Der Geburtsgeschichten-Adventskalender 2023

Möchtest du eine tägliche Mail in dein Postfach erhalten und jeden Tag den neuen Adventskalender-Eintrag lesen? Außerdem erhältst du auch alle Informationen zur Teilnahme an den Adventsverlosungen.

Wir verwenden Brevo als unsere Marketing-Plattform. Wenn Sie das Formular ausfüllen und absenden, bestätigen Sie, dass die von Ihnen angegebenen Informationen an Brevo zur Bearbeitung gemäß den Nutzungsbedingungen übertragen werden.

Schreibe einen Kommentar