Susann: Heilsame Hausgeburt

Wir öffnen heute das vierte Türchen des Geburtsgeschichten-Adventskalenders 2022. Susann erzählt, wie ihre Tochter Jonna Elisa zur Welt kam.

Geburtsbericht Jonna Elisa

Der errechnete Termin war Montag, 12.07.2021.

Da mein erstes Kind 2017 schon bei 40+0 geboren wurde, an einem Montag, hätte ich mich sehr gefreut, wenn mein Ü-Ei Sommerbaby es gleichtut. Nun ja, relativ schnell war klar, dass es das nicht tut.

Der Montag kam und ging, und mit ihm kamen und gingen immer wieder mal Senkwellen. Die Zeichen standen seit Tagen auf Geburt: regelmäßig lockerer Stuhl, der Schleimpropf löste sich nach und nach, das Köpfchen lag fest und tief im Becken, nur der Muttermund blieb unreif.

Mein Papa kam am Donnerstag zu uns gefahren (250km), er hatte sich ‚die Tage um den ET herum‘ frei gehalten. Ich war belustigt, zeigte sich doch keine Tätigkeit in Richtung Geburt.

Am Freitag war ich bei meiner Hebamme. Befund idem, alle Zeichen auf grün, Muttermund jedoch 0 cm. Wir machten einen Termin für Sonntag aus und scherzten noch, wo der wohl stattfinden wird. Nach der Hebamme bin ich mit meinem Papa und meinem großen Kind noch auf den türkischen Markt gegangen. Vollbepackt mit Fladenbrot & co. kamen wir nach Hause und aßen lecker zu Mittag.

Kurz vor 16 Uhr kam dann die erste, sanfte Welle. Ich begann, sporadisch zu tracken und stellte nach einer Stunde fest, dass der Abstand im Schnitt bei 4 Minuten lag. Ich rief also meine Hebamme an und bat sie, zu kommen. Die Wellen waren ca. 30 Sekunden lang und fühlten sich noch sehr sanft an. Da aber mein erstes Kind in 3 Stunden da war, sollte ich lieber zu früh denn zu spät Bescheid sagen.

CTG sagt: Nüscht! 

Rosi kam mit der Schülerin gegen 18 Uhr, wir machten ein CTG und stellten fest: nüscht! Die Wellen waren wieder unregelmäßig. Rosi und ihre Schülerin gingen ein Eis essen und kamen gegen 19 Uhr wieder. Wir untersuchten den Muttermund und kamen zum ernüchternden Ergebnis: 0 cm.
Also einigten wir uns darauf, dass Rosi wieder nach Hause fuhr, wir aber regelmäßig in Kontakt blieben, sollte es doch losgehen.

Gegen 21 Uhr war ich müde, ich legte mich hin und hörte mir eine Regenbogenentspannung an. Während dieser kamen immer wieder Wellen, zwischen denen ich aber gut eindösen konnte.

Gegen 23 Uhr wurde ich unruhiger. Ich wollte nicht mehr liegen und tigerte im Wohnzimmer her, zündete mir meine Kerzen an und drehte Runde um Runde auf dem Pezziball.

Halb 12 weckte ich meinen Mann, weil ich die Wellen nicht mehr allein schaffen wollte. Er massierte unter den Wellen meinen Rücken und reichte mir zu trinken. Ich musste jede Welle schon gut veratmen und freute mich sehr!

Mitternacht rief ich Rosi an und sie machte sich sofort auf den Weg. Mit Schülerin traf sie ungefähr 00:15 Uhr ein. Meine Wellen waren zu dem Zeitpunkt schon sehr intensiv, ich suchte die perfekte Position für mich und fand sie kniend vor dem Sofa. Eine vaginale Untersuchung ließ ich noch zu (ich wollte aber keinen Muttermundstand wissen).

Dann lief alles wie in Zeitlupe und Trance ab. Manche Wellen waren so intensiv, dass ich leicht vertönen musste. Mein Mann saß vor mir auf der Couch und ich grub mich in ihn rein und hielt mich fest. Der Druck nach unten verstärkte sich und irgendwann merkte ich das erlösende Platschen der Fruchtblase. Wie bei Geburt Nummer 1 öffnete sie sich kurz vor der Übergangsphase. Ein Zeitgefühl hatte ich nicht mehr.

Kacken oder Baby?

Meine Hebammen hörte ich leise miteinander sprechen, aber sie ließen mich in Ruhe. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich kurz panisch dachte: „Mist, ich muss mal kacken!“ Im selben Augenblick fiel mir ein, nö, das ist es nicht, dein Kind kommt jetzt!

Ich verlor kurz die Kontrolle über meine Atmung, Rosi leitete mich aber prima an und mit ihrer Hilfe drückte sich das Köpfchen bis kurz vor den Ausgang, glitt dann wieder zurück. Ich freute mich für meinen Damm und hoffte noch, dass er diesmal heil bleiben würde. (Spoiler: Es blieb beim Wunsch…)

Die nächste Welle kam und das Köpfchen war draußen! So schnell ging das! Es war fast geschafft und ich konnte die nächste Welle kaum erwarten.

Sie kam und mit ihr wurde mein Kind geboren. Rosi nahm es entgegen (ich wäre dazu nicht in der Lage gewesen, auch wenn ich es mir vorgenommen hatte) und legte es zwischen meine Beine. Ich versuchte, es anzusehen, aber das Licht war schummrig und ich sah nur Nabelschnur. Ich war freudig aufgeregt, würde ich doch gleich wissen, wer unser Sommerbaby ist. 

Frisch geborenes Sommerbaby

Die nächste Welle kam und das Köpfchen war draußen! So schnell ging das! Es war fast geschafft und ich konnte die nächste Welle kaum erwarten.

Sie kam und mit ihr wurde mein Kind geboren. Rosi nahm es entgegen (ich wäre dazu nicht in der Lage gewesen, auch wenn ich es mir vorgenommen hatte) und legte es zwischen meine Beine. Ich versuchte, es anzusehen, aber das Licht war schummrig und ich sah nur Nabelschnur. Ich war freudig aufgeregt, würde ich doch gleich wissen, wer unser Sommerbaby ist. 

Nachdem es mit einem warmen Handtuch abgerieben wurde, nahm ich mein Baby hoch. Ich war tatsächlich kurz unsicher, ob ich einen Penis oder eine Vulva vor mir hatte. 

Nach einem weiteren prüfenden Blick wussten wir mehr. Wir hatten um 01:07 Uhr am 17.07. ein zweites Mädchen bekommen! 

Jonna Elisa

Unsere Jonna Elisa! Sie war perfekt und glich ihrer großen Schwester fast aufs Haar!

Mir wurde danach auf die Couch geholfen und Rosi untersuchte mich. In der Zeit, kurz vor Plazentageburt, muss auch irgendwie die 2. Hebamme gekommen sein, ich habe es nicht mitbekommen. 

Die Nachgeburt kam unkompliziert und vollständig. Es stellte sich heraus, dass ich wieder einen Dammriss 2. Grades hatte, der versorgt werden musste. Mein Mann holte aus der Küche ein Brett, damit ich stabil lag, ohne mit dem Hintern in der Couch zu versinken. Rosi saß mit Stirnlampe vor mir und ich legte während dieser surrealen Prozedur mein Baby das erste Mal zum Stillen an.

Susann mit ihrem Baby

Es war eine lustige Stimmung und das Nähen hat gefühlt länger gedauert als die Geburt…

Als alles geschafft war, halfen mir die Hebammen auf die Toilette und danach ins kuschelige Schlafzimmer, wo ich merkte, wie müde ich eigentlich war. Die U1 wurde bei mir am Bett gemacht. Als die Plazenta fertig untersucht wurde, gab mir Rosi ein Stück zum runterschlucken (ich hatte keine einzige Nachwehe und rechne das dem Plazentastück an!).

Gegen 2 Uhr irgendwas wurde mein Vater wach und kam ins Schlafzimmer. Er begrüßte sein viertes Enkelchen und legte sich wieder hin.

Um 5 Uhr wurde auch die Große wach und kam zu uns rüber. Das erste Mal, dass wir zu viert im Familien-Bett schliefen.

Ich bin, auch jetzt, [12 Tage nach der Geburt], noch so von Dankbarkeit und Liebe ergriffen, dass mein großer Wunsch nach einer friedvollen Hausgeburt erfüllt wurde. Dies war mit hoher Wahrscheinlichkeit meine letzte Schwangerschaft und die Geburt hätte kaum heilsamer sein können.

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