Ulli: Kaiserschnitt, weil sich der Muttermund nicht öffnete

Willkommen zum ersten Beitrag des diesjährigen Geburtsgeschichten-Adventskalenders! Am heutigen ersten Dezember teilt Ulli ihre Geschichte mit euch. Ullis Muttermund öffnete sich nicht, so dass ein Kaiserschnitt nötig wurde. Davor stand allerdings sehr intensive Geburtsarbeit.

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Geburtsgeschichten als Vorbereitung

Vor Olivers Geburt hab ich viele Geburtsgeschichten gelesen, um mich vorzubereiten. Daher wusste ich schon: Alles ist möglich, nichts ist planbar!! Ich wollte eine natürliche Geburt, wenn möglich ohne medikamentöse Hilfe und ambulant, also innerhalb von 24h nach Hause gehen. So weit so gut. Wie gesagt war mir klar, dass man eine Geburt nicht planen kann. Damit, wie es dann im Endeffekt bei uns war, habe ich aber in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet.

Foto: Ulli Göbl

Da wir wirklich viel probiert haben, möchte ich meine Erfahrung hier aufschreiben, um werdenden Mamis ein paar Möglichkeiten zu zeigen. Ich war zum Beispiel die ganze Zeit sehr unsicher, ob das alles normal ist –  von Familie und Bekannten hörte ich tagelang nur: „Na das ist doch nicht normal, ich hab noch nie gehört, dass ein Baby so spät auf die Welt kommt, tut man da nix im Krankenhaus??“

Online hab ich auch wenig Berichte gefunden von Babys, die sich so lange Zeit gelassen haben. Hätte mir geholfen. Daher hoffe ich, das mein Bericht in Zukunft auch jemandem helfen wird, die Hoffnung nicht aufzugeben und sich nicht als „abnormal“ zu fühlen, nur weil die Geburt nicht wie bei den Meisten abläuft.


Titelbild: Geburtsgeschichten-Adventskalender 2024: Sei dabei!

Auch in diesem Jahr gibt es einen Geburtsgeschichten-Adventskalender und ein paar Adventsverlosungen. Sei dabei!


Geburtstermin ohne Wehen

Also, lasst uns am errechneten Geburtstermin starten: Am 14.07. war ich ins Krankenhaus zum CTG bestellt, das ist noch routinemäßig hier in Österreich. Das CTG war wie aus dem Bilderbuch, Herztöne vom Baby in Ordnung und auch schon eine Kontraktion zu sehen – ich war guter Dinge und dachte, nun wird es bald los gehen, in 1-2 Tagen hab ich dann mein Baby.

Ab da ging es alle 3 Tage zum CTG, immer mit dem Gefühl das wird nun das letzte Mal sein. Ergebnis immer das selbe, Herztöne 1A, ich soll einfach Geduld haben. Ein paar Tage später hatte Max dann schon Urlaub, da saßen wir also und wussten nicht so recht was mit uns anzufangen, einfach nur warten ist doof… wir haben dann sogar noch einiges unternommen, man kann ja nicht nur daheim sitzen, immer mit dem Hintergedanken: na wenn wir das jetzt noch machen, da wird er uns reinpfuschen und kommen!

Foto: Ulli Göbl

Am Tag 9 nach dem EGT bekam ich dann beim CTG einen Wehencocktail – Rizinusöl mit Alkohol, ein Hebammen-Hausmittel. Das wirkt wie ein Einlauf und dadurch, dass der Darm um die Gebärmutter verläuft, können dessen Kontraktionen auch Wehen (also Kontraktionen der Gebärmutter) auslösen.

Man mischt das Ganze mit Fruchtsaft, dann schmeckts nicht ganz so eklig, aber lecker ist auch anders. Die abführende Wirkung hat bei mir eingesetzt, allerdings keine Wehen. Daher wurde ich am nächsten Tag, also Tag 10, stationär im Krankenhaus aufgenommen, damit das Baby engmaschiger kontrolliert werden konnte.

Tag 10 nach dem EGT (Do) – SSW 42

Ich wollte eigentlich auf keinen Fall eine Einleitung, wollte aber auch nicht den Ärzten, also den Experten, widersprechen und die Gesundheit meines Babys riskieren. Also ging ich ins Spital und bekam dort dann ein Vaginalzäpfchen, welches Wehen auslösen soll (Prostin). Das wirkt allerdings nur, wenn der Körper und das Baby bereit sind. Was bei uns anscheinend nicht der Fall war, denn es hat einfach nicht gewirkt.

Tag 11 nach dem EGT (Fr): Eipollösung und Muttermundmassage

Auch diesen Tag haben wir ohne Wehen und sonstige Beschwerden im Krankenhaus verbracht. Ich bekam in der Früh das zweite Prostin, am Abend dann das dritte, der Muttermund blieb bombenfest zu und die Wehen aus. Zu diesem Zeitpunkt war es eigentlich noch recht nett und wir haben gescherzt und gelacht, waren in der Kantine, haben Gesellschaftsspiele gespielt und versucht, das Beste aus der Zeit zu machen. 

Die Hebammen waren auch wirklich alle sehr sehr nett und bemüht und haben auch einige alternative Methoden versucht. Ich bekam eine Akupunktur und eine Bauchmassage mit Aromaölen. Leider auch ohne Erfolg.

Beim abendlichen CTG (zu diesem Zeitpunkt musste ich ungefähr 4x täglich zum CTG) hat die Hebamme dann den Muttermund manuell auf 1cm gedehnt und die Eihäute etwas gelöst – ja das ist so unangenehm wie es klingt! Aber ich wollte einfach immer noch gerne eine natürliche Geburt, und dachte ein manueller Eingriff ist immer noch besser als ein medikamentöser.

Nach dieser Behandlung setzten dann auch tatsächlich Wehen ein, sogar sehr häufig, ungefähr alle 5 Minuten. Beim nächsten CTG gegen 20 Uhr wurde das dann auch bestätigt, es wurden regelmäßige Wehen aufgezeichnet, juhu!! Die Nacht verbrachte ich dann damit, am Gang auf und ab zu gehen, Bewegung soll ja angeblich geburtsfördernd sein (ich wurde allerdings bald von einer Hebamme ins Bett geschickt, die meinte ich brauche meine Kräfte noch, wenn die Geburt wirklich los geht.)

Foto: Ulli Göbl

Tag 12 nach dem EGT (Sa): Gefangen im Spital

Am Samstag wurde dann der Muttermund kontrolliert – immer noch 1 Zentimeter! Ich war echt enttäuscht, die ganze Nacht Wehen und trotzdem nichts. Ich bekam dann noch ein Zäpfchen Prostin (man bekommt immer 4 insgesamt), dann wurde den Rest des Tages mit Behandlungen pausiert, um dem Körper ein bisschen Ruhe zu gönnen – und die Wehen leider wieder schwächer, bis sie in der Nacht ganz verschwanden.

Mittlerweile war ich dann doch etwas fertig mit den Nerven – alle rundherum bekamen ihre Babys, nur ich musste noch warten. Außerdem machten wie gesagt viele Verwandte und Bekannte Stress von außen. Ich fühlte mich ein bisschen wie gefangen in dem Spital, obwohl alle echt sehr nett zu mir waren.

Tag 13 nach dem EGT: Prostaglandin-Bändchen

Nach der Pause am Samstag bekam ich am Sonntag wieder ein Medikament – diesmal direkt an den Muttermund gelegt, wo es zwölf Stunden bleiben sollte (Prostaglandin-Bändchen). Bis zum Nachmittag tat sich erst mal wieder nichts, dann bekam ich wieder regelmäßige Wehen, welche auch wieder beim CTG bestätigt wurden. Abends wurde dann das Bändchen entfernt und der Muttermund kontrolliert – immer noch ein Zentimeter!

Foto: Ulli Göbl

Ich war dann echt ziemlich am Ende mit den Nerven, so positiv versuchte ich davor zu sein, aber irgendwann geht einfach nichts mehr. Die diensthabende Hebamme (die, welche am Freitag den Muttermund manuell gedehnt hatte) schlug mir vor, eine Nacht daheim zu verbringen, zu kuscheln, mich zu entspannen. Ich unterschrieb also einen Revers und Max holte mich ab. Wir holten dann noch Mini von meiner Mama (die schon dort war, nachdem wir ja jeden Moment mit der Geburt gerechnet hatten) und ich konnte endlich wieder alle meine Lieben kuscheln.

Die Wehen waren immer noch da.

Die Hebamme schlug auch vor, ein paar Schluck Alkohol zu trinken. Früher hätten die Frauen immer durch Alkohol die Geburt ausgelöst und außerdem entspannt er. Ich konnte echt etwas zur Beruhigung brauchen und hab 2 Schluck Gin Tonic getrunken – sehr sehr lecker, und sehr sehr effektiv, ich war richtig beschwipst nach so vielen Monaten Abstinenz!

So hab ich also eine Nacht daheim verbracht – immer noch mit Wehen, aber glücklich und entspannt.

Tag 14 nach dem EGT: Ballonkatheter

In der Früh musste ich zurück ins Krankenhaus, die Wehen hatten in der Zwischenzeit wieder einmal aufgehört und der Muttermund war immer noch bei einem Zentimeter. Der Arzt schlug dann eine weitere manuelle Alternative vor, da die Medikamente ja scheinbar nicht zu wirken schienen. Ich bekam einen Ballonkatheter eingesetzt, bei dem ein kleiner Ballon innerhalb der Gebärmutter, also oberhalb des Muttermunds aufgeblasen (mit Wasser) wird, und ein zweiter Ballon im Gebärmutterhals, also unterhalb des Muttermundes. Diese beiden Ballons drücken dann von beiden Seiten auf den Muttermund und sollen ihn dazu bewegen sich zu öffnen. Der Katheter fühlt sich recht unangenehm an, außerdem hat man lustige Schläuche raushängen, die man dann irgendwie in der Unterhose verstauen muss (jetzt hab ich ungefähr ein Gefühl dafür, wie es Männern geht :-P). Der Katheter blieb für zwölf Stunden drin.

Foto: Ulli Göbl

Gegen Mittag bekam ich wieder Wehen und hab mich so gefreut!! Die waren ja diesmal nicht medikamentös ausgelöst, sondern mein Körper machte die ganz alleine. Sie waren auch nicht so stark, eben beginnende, natürliche Wehen, ungefähr alle 20 Minuten. Ich ging wieder viel spazieren, Stiegen auf und ab, und war echt guter Dinge!!

Abends wurde dann der Katheter entfernt, der Muttermund war auf circa vier Zentimeter aufgegangen. Ich hatte dann die Wahl: entweder ich bekomme noch ein Medikament und bleibe im Spital, oder ich verbringe noch eine Nacht daheim. Da ich immer noch auf eine natürliche Geburt hoffte, ging ich heim. Ich sollte wieder kommen, wenn die Wehen stärker werden, so alle 10 Minuten. Oder eben in der Früh. Ich sollte mich darauf einstellen, dass die Wehen wieder aufhören, das kann passieren.

Diesmal wurden sie aber stärker, gegen 1 Uhr nachts hatten wir dann ein paar Stunden die Abstände beobachtet – 4-7 Minuten, wir fuhren also wieder ins Spital.

Tag 15 nach dem EGT: Wehentropf

Wir kamen gegen 1 Uhr früh im Spital an, die Wehen alle 4-7 Minuten auseinander. Auch am CTG waren schöne Wehen zu sehen, ganz regelmäßig, wir waren echt alle richtig euphorisch! Bei der Kontrolle des Muttermundes kam jedoch die Ernüchterung: Zwei Zentimeter. Er war also wieder zu gegangen, was anscheinend normal ist nach der Dehnung durch den Katheter.

Ich ging dann unter die heiße Dusche für eine halbe Stunde und danach ins Bett – ich war nach den tagelangen Wehen und der schlechten Nachricht wegen des Muttermundes sowohl körperlich als auch nervlich fix und fertig, ich konnte einfach nicht mehr auf und ab laufen.

Bis in der Früh veratmete ich brav jede Wehe, sie wurden jetzt noch stärker und häufiger und ich konzentrierte mich darauf, dass der Muttermund aufgeht (hab ich im Hypnobirthing* Buch gelesen).

In der Früh war der Muttermund immer noch gleich, nichts hatte sich getan. Mir wurde ein Wehentropf angeboten, wieder Medikamente. Ich hatte gelesen, dass die Wehen dann ärger sind, mir war aber wirklich schon alles egal, ich wollte einfach dieses Baby. Daher stimmte ich zu, und wir siedelten gleich in der Früh in den Kreißsaal. Ich wurde an den Tropf und ans CTG gehängt und kurz danach kamen die Wehen alle 2 Minuten.

Foto: Ulli Göbl

Anfangs waren wir noch sehr motiviert, wir versuchten verschiedene Stellungen, die wir im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatten und veratmeten brav eine Wehe nach der anderen. Max war ein Traum, er hat mir geholfen wo er nur konnte und war mir wirklich eine große Stütze! Jede Stunde wurde der Muttermund kontrolliert, bis nach Mittag ging aber fast nichts weiter.

Im Nebenkreißsaal bekam in der Zwischenzeit eine andere Mama ihr Baby, wir konnten durch die dünnen Wände alles hören und dachten bei uns wird es nun auch bald soweit sein. Nachdem der Muttermund immer noch nicht weiter offen war wurde dann kurz nach Mittag die Fruchtblase gesprengt. Das Fruchtwasser war schon gelblich, es war also höchste Zeit, dass der Kleine auf die Welt kommt. Die Wehen waren dann noch eine Spur ärger, der direkte Druck durch den Kopf, ohne das dämpfende Fruchtwasser, ist einfach noch einmal stärker.

Die nächsten Kontrollen brachten immer noch keine Änderung, der Muttermund war bei knapp vier Zentimeter. Ich war mittlerweile wirklich am Ende. Zur Geburt braucht man zehn Zentimeter, ich sah schon weitere Stunden Wehen vor mir und konnte mir nicht vorstellen, dass ich noch Kraft für Presswehen habe. Daher warf ich in diesem Moment alle Vorsätze über Bord und verlangte eine PDA. Nachdem diese gesetzt war, folgte die pure Erleichterung – die Schmerzen waren fast weg, der Druck auch, ich konnte fast ein bisschen entspannen und es war einfach nur toll! (Bis auf die Geräusche der nächsten werdenden Mami aus dem Nebenkreißsaal…)

Leider ging der Muttermund auch in den nächsten Stunden nicht mehr auf. Irgendwann stand dann ein Kaiserschnitt im Raum – mir war es mittlerweile egal! Die Ärztin wollte dann aber doch noch warten. Ich sollte mich auf die Seite drehen (warum weiß ich gar nicht mehr genau?!) und plötzlich wurden alle hektisch. Die Herztöne waren ausgeblieben und dann sehr unregelmäßig. Dann ging alles sehr schnell.

Ich wurde für einen Kaiserschnitt vorbereitet, in den Operationssaal geschoben, die PDA wurde nachdosiert und kurz darauf war unser kleiner Oliver auf der Welt!!

Die Zeit zwischen dem Abnehmen des CTGs und seinem ersten Schrei war die Hölle – ich war wie erstarrt, wollte mich nicht aufregen, das würde ja alles aufs Baby übertragen. Max ging es ähnlich. Er war mit im Operationssaal und hielt meine Hand, Momente die ich nie vergessen werde. (Vor allem, da in meiner Familie schon ein Baby die Geburt nicht überlebt hat, da hat man einfach schlimme Gedanken im Kopf.)

Nach seinem ersten Schrei wurde mir der Kleine gleich zum Kopf gelegt, ich konnte gar nicht viel sehen, so nah und die Augen voller Tränen. Max ging dann mit, um ihn zu waschen und zu halten, während ich genäht wurde und noch in den Aufwachraum kam zur Beobachtung.

Zurück im Zimmer durfte ich Oliver dann gleich stillen und er hat die ganze Nacht auf meinem Bauch verbracht. Nun war alles egal, die letzten Tage fast vergessen, wir waren verliebt! Und wir sind es immer noch!

Ein Nachsatz zur PDA

Zur PDA noch ein Nachsatz: ich habe jetzt, 2 Monate später, immer noch Schmerzen an der Einstichstelle – wie ein blauer Fleck wenn man drückt, es ist allerdings nichts zu sehen. Auch wenn ich länger liege, gehe oder sitze spür ich die Stelle. Keine argen Schmerzen, aber doch deutlich spürbar. Bin gerade dabei, das abzuklären und werde euch am Laufenden halten – wollte es nur noch erwähnen.

Über Ulli

Ulli ist Fitness- und Ernährungstrainerin aus Leidenschaft, Zweifachmama, Kochbuchautorin, Kolumnistin und noch vieles mehr! Auf ihrem Blog Fit und Glücklich zeigt Ulli anderen Mamas, dass gesundes Essen lecker und Sport kein „Muss“ sondern ein „Darf“ ist — auch mit wenig Zeit und viel Mental Load. Ihr Programm Jeden Tag Fit* ist für Mamas geeignet, sobald sie eine Sportfreigabe nach der Geburt haben. Und zu ihrem Adventskalender geht es hier.

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