Karin: Alleingeburt mit Großmutter

Wahnsinn, wie die Zeit verfliegt! Heute ist der 20. Dezember 2022 und Karin erzählt im Geburtsgeschichten-Adventskalender, wie ihr Sohn Jaris zur Welt kam: In der der Badewanne der Oma! Viel Spaß beim Lesen.

Geburtsbericht einer Großmama-Badezimmer-Geburt, 18.7.2019

Lieber Jaris,

schon über drei Jahre sind vergangen, seit du bei Großmama für eine Überraschung gesorgt hast! Zeit, dir wieder einmal zu erzählen, welchen außergewöhnlichen Start du auf dieser Erde hingelegt hast!

Erst dachte ich, du würdest wie deine Schwester Marita dich zeitig auf den Weg zu uns machen. An Wehen mangelte es nicht. Früh schon war mein Bauch sehr aktiv und wir dachten einige Male, dass du gleich kommst. Denkste – du hast da ganz eigene Ideen.

Barbara, deine Hebamme hatte da durchaus eine Vorahnung und hat den Papa zeitig mit dem Gedanken einer Alleingeburt bekannt gemacht – die Chance, dass es ihr ausreicht, rechtzeitig da zu sein bei uns, erachtete sie als relativ klein.

Letzte Kontrolle vor Geburtsbeginn?

So bereiteten wir uns auf deine Ankunft vor, die wir etwa um den 11. Juli erwarteten. An dem Tag waren wir nochmals zur Kontrolle bei Barbara. Bisher waren die Wehen durchaus regelmäßig, aber ab der Kontrolle verschwanden sie vollständig und blieben weg. Barbara wollte uns am Sonntag, 21.7, für einen Ultraschall ins Spital überweisen und ich kam zum Schluss, dass du darauf bestehst, noch ein Foto von dir zu kriegen, bevor du ausziehen magst.

Zeit bei Großmama

So kam es dann auch, dass ich, während Matthea im Lager war, Jamina zu ihrer Gotte schickte und den Papa mit Marita zusammen in die Ferien fahren ließ. Ich beschloss währenddessen bei Großmama zu bleiben um nicht alleine zu sein. Großmama erwartete hohen Besuch und es gab viel vorzubereiten, wo ich gerne dabei behilflich war. Ich übernachtete bei Großmama im Wohnzimmer. Eine einzige Wehe ließ mich in der Nacht daran denken, dass du ja theoretisch jederzeit zur Welt kommen könntest. Aber eine Wehe alleine macht noch keine Geburt.

Der Tag begann. Ich ging einkaufen, kochte, bereitete alles vor für die Gäste. Wobei ich durchaus immer wieder Pausen brauchte. Aber was ist schon dabei? So viel vorzubereiten ist ja durchaus eine Belastung. Das bedeutet noch nichts. Mehr aus Jux fand ich dann: Großmama, lass uns doch bei Tante Fränzi ein Notfallpaket Kleider holen, falls du zur Welt kommen solltest. Wenn wir das machen, bleibst du bestimmt drin. Wenn wir nichts vorbereiten, dann bin ich mir sicher, dass du kommst.

Genau so rief ich auch bei Barbara an und fragte sie: Würdest du, statt nach Buch am Irchel auch nach Horgen kommen für die Geburt? Ich denke nicht, dass ich gebären würde, aber, wenn ich dich jetzt nicht frage, dann kommt der Junge bestimmt. – Sie sagte mir zu.

Auch mit Papa telefonierte ich: wenn du deinen Ausflug abbrichst und kommst, kommt das Baby sicher nicht. Bleibst du weg, kommt der Kleine sicher… Also, mach, was dein Bauch sagt, was richtig ist… Vor dem Mittagessen ruhte ich mich noch ein wenig aus, und als unsere Gäste kamen, setzten wir uns gemeinsam auf dem Balkon zu Tische und begannen mit dem Salat zur Vorspeise.

Wehenbeginn beim Essen

Ein, zwei einfache Wehen kamen. Ich konnte sie mit etwas auf dem Stuhl herumrutschen problemlos vertuschen. Niemand merkte was und ich sagte auch nichts. Als ich zur Hauptspeise greifen wollte, kam eine Wehe, die nicht mehr so einfach zu verstecken war. Aber die war sicher nur wegen der aktivierten Verdauung – nicht?

Also ging ich zur Toilette, damit ich die Blase leeren konnte, um anschließend weiter Essen zu können. Auf der Toilette angekommen kam eine Unglaublich starke Wehe, welche nicht mehr aufhören zu wollen schien. Ich versuchte Großmama zu erreichen per Telefon – doch sie nahm das Telefon nicht ab. Auch Großpapa, der sonst doch immer an seinen Geräten sitzt, hörte mich nicht – und genau so auch Onkel Tobias, der nicht reagierte.

Also schrieb ich eine SMS in unserem Familienchat: Mama, Badezimmer, Jetzt! Sofort kam sie gesprungen. Ich berichtete ihr, was bisher geschah und bat sie darum, mir doch die Badewanne frei zu machen. Wenn ich jetzt mit etwas warmem Wasser den Bauch etwas beruhigen könne, werde die Geburt sicher stoppen und wir können, wie geplant, am Nachmittag zur Kontrolle bei Barbara.

Zugleich informierte ich Barbara und deinen Papa, dass es nun doch eine Idee wäre zu kommen. Sicher sei ich mir nicht, aber ausschließen könne ich es auch nicht mehr. Beide machten sich auf den Weg zu mir. Das warme Wasser kam aus der Duschbrause auf den Bauch geschossen, und löste erst recht eine Wehe aus. Also schloss ich den Stöpsel und ließ Wasser einlaufen für ein warmes Bad. Dieses wird die Geburt sicher stoppen können!?

Großmama fragte mich, was ich sonst noch brauche. Nach etwas Überwindung fasste ich den Mut, nach meinem Tankini-Oberteil zu fragen, auf dass meine Kleider sauber und Trocken bleiben mögen. Ich hatte eine Wehe an der Anderen – und das Wasser tat erstaunlich wohl! Der Muttermund, den ich mutig mal abtastete, schien noch relativ verschlossen zu sein, doch nur schon eine Wehe später, als mich der Gwunder doch überzeugte, nochmals nachzufühlen spürte ich, wie die Fruchtblase eine wunderbare, bilderbuchartige Wölbung vorzeigte.

Die Familie eifert mit

In dem Moment kam mein Bruder ins Badezimmer und fragte mich, ob er mir schöne Musik zu einstellen soll. Schmelzend vor Rührung und wütend über die Dreistheit, mich zu stören, verjagte ich ihn sofort wieder aus dem Bad. Dann und wann steckte meine Mama den Kopf wieder ins Bad, ob ich was brauche. Ich ließ sie wissen: mit der letzten Wehe sei die Fruchtblase geplatzt, sie soll es sich doch bitte notieren für die Hebamme.

Jetzt wurde es zackig und ich merkte, wie ich ganz anders tönen musste. Du kommst. Und das mit einem unglaublichen Tempo. Großmama hat den Unterschied im Klang bemerkt und kam schnell wieder zu mir schauen, ob ich was brauche. Ich rief ihr auf ihre Frage hin zu: FOTOAPPARAT!!!!

Sofort rannte sie ins Bad mit ihrem Telefon und machte diese tollen Fotos, die ich immer und immer wieder bestaune. Du warst bereits schon geboren, wunderbar kraftvoll ins Wasser geglitten – und da ließ ich dich ankommen. Ich hatte es nicht eilig. Ich wusste, solange du nicht mit Luft in Kontakt gekommen bist, haben wir alle Zeit der Welt! So gelang es Großmama, dich noch unter Wasser zu fotografieren – so richtig in den ersten Minuten deines Lebens.

Wassergeburt zu Hause
Foto: privat

Nach und nach kamen unsere Gäste schauen, was da soeben passiert ist. Langsam hob ich dich aus dem Wasser und hieß dich willkommen. Das erste Foto entstand 13.32 am 18.7.2019. Deine Geburtsminute. 13.34 hob ich dich aus dem Wasser.

Foto: privat

Mein großer Junge! Du hast es dir so gut ausgesucht, bei Großmama, ganz alleine, nur du und ich – und viel Besuch auf dem Balkon – und wir zwei zusammen im Badezimmer. Nach etwa 10 Minuten traf auch Barbara ein und war ganz zufrieden mit unserer Arbeit. Nach rund einer Stunde kam auch Papa mit Marita in Horgen an und war ganz überrascht zu erfahren, dass er bereits schon Papa wurde.

Karins Wassergeburt zu Hause
Foto: privat
Karins Hausgeburt
Foto: privat

Niemand traute sich, ihn auf der Fahrt aus dem Entlebuch nach Horgen darüber zu informieren, dass du schon da warst. Abends etwa um 20.00 traten wir in der Abendfrische die Heimfahrt an, in den geliehenen Kleidern und Babyschale deiner Cousine Salome, die nur drei Wochen später auf die Welt kommen wird.

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