Mirabella: Ein Wehentag mitgroßem Geschwisterkind

Hinter dem heutigen vierten Türchen des Geburtsgeschichtenadventskalenders steckt Mirabellas Erfahrung. Sie erzählt, wie sie den gesamten Tag mit ihrer großen Tochter zubrachte, während die Wehen langsam stärker wurden. Und natürlich wollte die Große abends nicht normal ins Bett – man könnte ja etwas verpassen!

Ein Tag mit Tochter und Wehen

Nachdem ich am Tag vorher noch im Ikea war, was super anstrengend war, sind wir um 23h30 im Bett gewesen.

Gegen vier Uhr am 03.11. bin ich von einer leichten Wehe aufgewacht. Ich bin liegengeblieben und habe gedöst, und auch nochmal gestillt. Da ich endgültig wach war, habe ich die Regenbogenentspannung und eine Loslassmeditation gemacht.

Gegen 7h dachte ich, ich könnte mal die Abstände messen. Es waren zwischen drei und 12 Minuten und die Wehen etwa 30 Sekunden. Ich bin aufgestanden und musste wirklich oft aufs Klo gehen. Ich hab mir meinen Eisenkraut-Zimt-Tee gemacht, eine Mandarine gegessen und bin dann wieder zur mittlerweile aufgewachten Eleni ins Bett. Eleni war quengelig, und bis ich sie beruhigt hatte (sie wollte Tablet spielen und durfte dann auch) hatte ich keine Wehe. Danach kamen sie bald wieder. Eleni hat was gegessen und wir haben eine der Affirmationskarten wieder aufgehängt.

Gegen halb neun hab ich einer Freundin geschrieben mit den Wehenzeiten, und um ihre Meinung gebeten. Eine Stunde später haben wir dann telefoniert. Gegen 12:30 hab ich mich abgeduscht und wir haben danach gebadet. Die Wehen wurden seltener aber stärker — so dass ich veratmen musste. Wir waren bis 13:25 in der Badewanne, in der Zeit hatte ich vier Wehen. Danach wurden die Wehen wieder leichter und häufiger.

Ich habe den Kinderwagenaufsatz aus dem Dachboden geholt, ich dachte es sei sinnvoll ihn schonmal hier zu haben. Ich habe Eleni Mittags lange gestillt und die Wehen wurden intensiver. Um 15h30 ist Eleni eingeschlafen. Während des Mittagsschlafes habe ich den Pezziball geholt (auch aus dem Dachboden), gewaschen und gefüllt.

Außerdem habe ich meine Hebamme gegen 16h angerufen um ihr Bescheid zu sagen, dass ich vermute, dass es losginge und ihr die Lage zu schildern. Wir sind so verblieben, dass ich sie wieder anrufe, wenn es wirklich soweit ist und sie kommen soll, sie war aber dankbar für die Vorwarnung.

Als Eleni dann aufgewacht ist, haben wir meinen Mann geweckt, damit er noch in Ruhe baden und das Baby sauber in Empfang nehmen könnte. Dann haben ich und Eleni das Spielzimmer für die Geburt vorbereitet: Geburtskiste mit dem Kram, den wir eventuell bräuchten, aufgestellt, die Handtücher und Spucktücher neu gerollt und reingestellt, damit sie schnell rausnehmbar wären und man gleich sehen könnte, welches meins ist und welche für das Baby, Matte ausgelegt, Einmalunterlage und Pezziball drauf, die elektrischen Teelichter und den Wunschbaum sowie die Lichterkette an und alles andere aus.

Mein Mann hat dann Nudeln gekocht, Eleni eine Anisbrezel gegeben und gebadet. In der Zeit bis er gebadet hat, konnte ich alleine im Spielzimmer sein, währenddessen hatte ich ein komisches Gefühl am Damm und hab nochmal eine Dammmassage gemacht, dann hat es sie wieder normal angefühlt. Danach bin ich zu Eleni in die Küche gegangen.

Die Wehen musste ich mittlerweile „versummen“. Ich hab einen Teller Nudeln mit Pesto gegessen und was getrunken. Bei jedem Aufstehen wurden die Wehen heftig, auf dem Ball waren sie kaum spürbar. Dann hab ich meinen Mann aus dem Bad gerufen und er hat Eleni übernommen. Kurz vor 18h hab ich den Tageskindermamas Bescheid gegeben, dass ich ab dem nächsten Tag ihre Kinder nicht mehr nehmen könne und sie um 18h5 bei der Ersatzbetreuung anrufen sollen.

Ich musste jetzt dauernd aufs Klo und hatte das Gefühl, meine Blase hätte nur wenige Milliliter Platz. einen Druck auf die Blase habe ich auch gespürt. Um 18:30 ist der Schleimpfropf mit hellrotem Blut abgegangen. Die Wehen waren jetzt stärker, so dass ich Eleni währenddessen nicht mehr mitbekommen habe — beziehungsweise nicht mehr mitbekam, was sie wollte, nur dass sie da war).

20h habe ich am Klo getastet, Muttermund konnte ich nicht finden, dafür den Kopf ganz deutlich durch die Scheidenwand spüren. Und meine Blase fühlt sich super voll an, aber machen konnte ich nicht mehr. Mir wurde beim schnellen Aufstehen etwas schwindelig, also habe ich den Kaowach getrunken. Mein Mann hat vorgeschlagen die Heizung anzumachen, was ich auch gemacht habe.

Die Wehenabstande waren bei etwas unter 10 min, nicht ganz regelmäßig, ich musste veratmen beziehungsweise summen, hatte aber, wenn ich veratmet habe, keine Schmerzen.

Die große Schwester geht (nicht) schlafen

Um 21 Uhr war der erste Versuch Eleni ins Bett zu bringen. Hat nicht geklappt, ich hab mich nochmal zurückgezogen. Und die Wehen „versummt“: Teilweise mit nachvorne abgestützt und Becken kreisen, teilweise im Stehen oder laufen. Ich machte nochmal eine Regenbogenentspannung, danach fühlte ich mich etwas ausgeruhter.

23:30 der zweite Versuch Eleni ins Bett zu bringen. Um 0:40 gebe ich auf. Ich kann nicht mehr liegen, die Wehen sind zu heftig. Eleni durfte dann wieder ans Tablet. Mein Mann war da, falls sie ihn brauchte. Er hat mir auch noch einen Tee gemacht. Ich hab gierig getrunken, aber danach war mir leicht schlecht. Kurz darauf hatte ich eine wirklich schmerzhafte Wehe trotz Tönen, Summen und Bewegen.

Bei den nächsten Wehen war ich dann auf die Intensität gefasst und sie waren weniger bis gar nicht mehr schmerzhaft. Um eins war Eleni aber immer wieder bei uns im Spielzimmer. Sie fand es nicht gut, als mein Mann mich gehalten hat. Die heftigen Wehen kamen dann alle zwei bis vier Minuten. Mein Summen fand Eleni eher witzig. Um 1h50 riefen wir meine Hebamme an, sagten ihr, sie könnte sich Zeit lassen und langsam kommen.

Ich tastete nochmal auf dem Klo und tippe auf vier cm oder so, spürte aber die Fruchtblase und das Köpfchen. Beim nächsten Klogang tastete ich nochmal und war mir sicher, dass ich den Kopf spürte. Die nächste Wehe ist dann aber wirklich stark und tut weh, so dass ich das Summen nicht schaffe sondern schreie.

Danach setze ich mich mit in die Küche wo Mann und Kind nochmal essen und stehe nur kurz zum Veratmen auf, bis die Hebamme um 2:30 ankommt. Nachdem die anderen alles ins Spielzimmer geräumt haben was die Hebamme dabei hatte, ließ sie mich nochmal allein, um ihren Papierkram zu machen, weil ich kein Licht mochte.

Knack — die Fruchtblase

Die Wehen wurden jetzt schmerzhaft, waren aber trotzdem gut auszuhalten. Um 2:40 spürte ich, dass etwas anders ist und rief, dass jemand kommen sollte. Dimitri kam und um 2:42 sprang die Fruchtblase mit einem Knacken. Ich sagte Dimitri er sollte unsere Hebamme holen und mir beim Ausziehen helfen. Socken mochte ich anbehalten. Noch während des Ausziehens kam die nächste Wehe. Ich spürte einen leichten Druck nach unten, keine Schmerzen mehr, ich summte und bog mich automatisch nach vorne in den Vierfüßlerstand. Das Fruchtwasser war rosa, unsere Hebamme meinte auf meine Feststellung, dass das Zeichnung ist, also vom Schleimpfropf.

Kurz darauf musste ich nochmal aufs Klo. Ich nahm eine Unterlage mit, damit nicht alles voll Fruchtwasser wäre. Ich fühlte einen Druck nach vorne, als würde sich die Blase rausschieben, und fragte die Hebamme, ob das normal sei. Sie meinte, dass sich wahrscheinlich das Köpfchen nach vorne schob.

Eleni wollte den Mond sehen und Dimitri bot ihr an, mit ihr rauszugehen. Um 3:02 kam der Punkt, an dem ich nicht mehr konnte. Ich äußerte „ich will nicht, das ist so komisch“, da der Druck nach vorne blieb, aber die Wehen wieder schmerzhaft wurden. Ich war im Vierfüßlerstand und habe meinen Kopf auf einen Kinderstuhl gelegt. Ich sagte Dimitri, er dürfe jetzt nicht raus, die beiden kamen also vollständig angezogen ins Zimmer.

Die Hebamme nahm den Stuhl und ich sagte, dass ich einen neuen brauchte, den Dimitri gleich hinstellte, während die Hebamme sich entschuldigte und fragte, warum ich den Ball nicht mehr nutzte wie vorher. Ich konnte das nicht beantworten.

Presswehen

Bei der nächsten Wehe spürte ich den Pressdrang. Ich presste aber noch nicht. Bei der Wehe danach spürte ich, wie der Kopf gegen den Damm drückte und sobald der Damm nachgab, schob ich den Kopf heraus. Ich spürte, wie es sich dort, wo vorher der seltsame Druck hinging, aufschürfte und schrie. Eleni rief „Oh, nein, ein Baby!“ Aber Dimitri sagte ihr, dass das so sein sollte. Sie war aufgeregt, beruhigte sich dann aber und sagte „Hallo Baby“

Geburt ohne Weinen

Um 3:04 wurde Thalia geboren.

Sie weinte nicht, ich spürte ein Zittern durch meinen Körper und sagte, dass ich sie noch nicht nehmen wollte. Ich fragte, ob das jemand anderes könne und ob alles ok sei. Unsere Hebamme meinte, dass sie noch zu nah an mir mit der Nabelschnur wäre, um sie zu nehmen, aber es ihr gut ginge. Sie schob Thalia mit einem Handtuch zwischen meinen Beinen nach vorne. Sie quäkte ein paar mal.

Dimitri zog mir auf meinen Wunsch hin den Pulli aus, da der auf Thalia hing. Ich nahm sie dann hoch. Die Nabelschnur tat mir an der Schürfung weh. Ich merkte, dass sie Pipi musste und hielt sie über die Einmalunterlage.

Danach begrüßte Eleni Thalia und fragte, ob sie sie streicheln dürfe. Nach dem ersten Streicheln bat ich Dimitri, Eleni Jacke und Mütze auszuziehen. Danach wurde das Baby nochmal gestreichelt. Irgendwann jetzt kam die zweite Hebamme an.

Etwa 10 min. später spürte ich die Nachwehen und bei der dritten Nachwehe drückte ich instinktiv die Plazenta heraus. Dabei zitterte ich weiterhin. Danach trank ich ein Glas Eistee und fühlte mich endlich in der Lage, Thalia richtig zu begrüßen.

Auf meinen Wunsch hin schauten die Hebammen nach Verletzungen. Ich hatte eine Schürfung an den inneren Schamlippen vorne und irgendeine Minihautaufplatzung, von der ich aber nichts spürte. Die Schürfung war nicht besonders doll. Ich gab Thalia ab, um ins Bett zu gehen. Ich selbst wollte sie nicht tragen. Meine Hebamme tastete noch kurz auf meinem Bauch. Die zweite Hebamme brachte Thalia hinterher.

Wir kuschelten zu viert (also mit Eleni und Dimitri) im Bett, die Hebammen verabschieden sich. Dimitri stand nochmal kurz auf, um ihnen die Stifte zu geben, die ich ihnen schenken wollte. Sie freuten sich sehr darüber.

Danach einschlafstillte ich erst Thalia und dann Eleni, beide gleichzeitig klappte nicht, da die Nachwehen sonst weh taten. Dann streichelte ich beide Kinder und freute mich. Im Gegensatz zu Elenis Geburt war ich bis zur letzten Pause zwischen den Presswehen klar da und fühlte mich zwar körperlich sehr müde, aber nicht völlig fertig. Thalia Elsa Elea kam am 04.11., einen Tag vor ET um 3:04 mit 3170g, 50 cm und einem Kopfumfang von 34cm gesund und munter in unserem Spielzimmer zur Welt.

Sie kommt mir super winzig vor, wahrscheinlich weil sie 790g weniger wiegt als Eleni damals.

Und deine Geschichte?

Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!


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Der komplette Adventskalender

Hier findest du alle Geschichten, die ich im Geburtsgeschichtenadventskalender 2020 veröffentliche bzw. bereits veröffentlicht habe:

  1. Tina: Badewannengeburt mit Glückshaube
  2. Annika: Hausgeburt trotz hohen Blutdrucks
  3. Susa: Torpedo-Überraschungs-Ei
  4. Mirabella: Ein Wehentag mit großem Geschwisterkind
  5. Laura: So schnell kann keine Hebamme sein
  6. Anna: Heilsame Hausgeburt
  7. Anja: Silvesterknaller
  8. Anja: Anstrengende Geburt zu Hause
  9. Viola: insertio velamentosa bei der Hausgeburt
  10. Anja: Drei Tage Rumgewehe vor der Wassergeburt
  11. Katharina: Geburtshausgeburt mit Schlafmangel
  12. Anja: Schlechte Laune und gute Geburt
  13. Katharina: Steigerung von „Keine Verletzungen“
  14. Natalie: Langes Rumgewehe und plötzliches Plopp
  15. Sabine: Hausgeburt nach vier Krankenhausgeburten
  16. Linda: Hausgeburt nach Kaiserschnitt
  17. Barbara: Erst lag das Baby quer
  18. Julias Zwillinge
  19. Natalie: Auf einmal waren die Presswehen da
  20. Anna-Christina: Selbstbestimmt im Krankenhaus, bis auf die letzten Minuten
  21. Kristina: Ich kann gebären!
  22. Irene: Kurze, heftige Hausgeburt
  23. Anna-Christina: Druckvolle Hausgeburt
  24. Kristina: Natürlich eingeleitete Hausgeburt

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