Morgen ist schon Weihnachten. Und heute, am 23. Tag des Geburtsgeschichten-Adventskalenders, erzählt Laura von ihrer ungeplanten Alleingeburt nach Kaiserschnitt.
Als Service für dich verlinke ich in meinen Beiträgen Produkte oder Dienstleistungen. Manchmal sind das Affiliate-Links. Ich erhalte also eine Provision, ohne dass du mehr zahlst. Affiliate-Links sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.
Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Geburtsgeschichten-Adventskalenders 2023. Alle Folgen sowie Infos zu Gewinnspielen findest du unten.
Laura: Alleingeburt nach Kaiserschnitt
Hausgeburt beim ersten Kind
Meine erste Schwangerschaft 2017 verlief komplikationslos und endete bereits in einer geplanten Hausgeburt. Leider folgten Tage danach Probleme wegen Plazentarresten, ansonsten alles in Ordnung.
Komplizierte zweite Schwangerschaft
Dann kam die zweite Schwangerschaft 2020; ab der 25. Schwangerschaftswoche hatte ich immer wieder Blutungen und Probleme wegen einer Plazenta, die zu nah am Muttermund saß. Wir haben wochenlang immer wieder gebangt und mehrere Meinungen eingeholt.
Die geplante Hausgeburt war ab der 33/34 Schwangerschaftswoche endgültig abgeschrieben, da die Probleme weiter zu nahmen. In SSW 36 waren die Blutungen stark und das CTG sehr schlecht, weshalb kurzfristig ein eiliger Kaiserschnitt gemacht wurde.
Die Maus hatte starke Anpassungsschwierigkeiten und es folgten zehn Tage Intensivstation mit drei Tagen vollständiger Beatmung und anderen Maßnahmen. Für mich war es trotzdem klar, dass das „Problem“ immer passieren kann und bei eventuell folgenden Schwangerschaften alles anders sein kann.
Entscheidung für ein drittes Kind
Mit dem Mindset, nochmal eine freie Schwangerschaft und Geburt erleben zu wollen, haben wir uns für unser 3. Wunder entschieden und ich wurde wieder schwanger, als meine mittlere Maus anderthalb Jahre alt war.
Wir haben einen tollen Frauenarzt gefunden, zu welchem ich nur für zwei kurze Ultraschalls ging und der ebenfalls vollkommen entspannt ist in der Schwangerschaftsbetreuung. Endlich keine Diskussionen oder Angstmacherei, weil man kein CTG oder sonst was macht.
Meine wundervolle Hebamme Jana hat mich vom positiven Test an betreut und hatte keine Zweifel, dass wir das Baby dieses Mal zu Hause bekommen würden.
Blasensprung auf der Toilette
Nach einer entspannten und vollkommen komplikationslosen Schwangerschaft hatte ich nachts um 3 Uhr 3 Tage nach ET einen Blasensprung auf der Toilette. Unsere Reise beginnt also. Ich wecke meinen Mann, der sofort hellwach ist und anfängt den Geburtspool vorzubereiten; die Wehen kommen auch bereits nach 10 Minuten dazu und circa alle 8-10 Minuten und doch recht gut spürbar.
Wehen an Land und im Wasser, Kinder bei Oma & Opa
Sicherheitshalber habe ich um 5 Uhr Jana benachrichtigt, die gegen 6-7 Uhr bei uns sein will. In der Zeit turne ich auf unserem Hüpfball, meine großen Mädels werden wach und gehen zu Oma und Opa runter, die bei uns im Haus wohnen. Dann trifft gegen 6:30 Uhr Jana bei uns ein. Der Pool ist ebenfalls langsam voll und ich teste mal die Wehen im Wasser.
Diese werden dort leider zunehmend weniger, weshalb ich gegen 8 Uhr wieder aus dem Pool klettere und es mir mit meinem Mann auf dem Sofa gemütlich mache. Die Wehenabstände nehmen eher zu, wir sind dann bei circa 15 Minuten.
Jana meint, es dauert wohl noch, und ich stimme ihr zu. Sie wird erstmal heim fahren und ihren kleinen Sohn stillen, wir sollen uns melden, wenn es mehr wird, sonst schaut sie abends wieder bei uns vorbei.
Nächtliche Wehen
Den gesamten Tag über nehmen die Wehen nicht wirklich zu, sind aber alle 15 Minuten schon schmerzhaft wahrnehmbar. Abends schaut Jana vorbei und übergibt mir zwei verschiedene Pulver, die ich im Wechsel nehmen soll. Sie meint, es wird dann vielleicht die Nacht, da ist der Geburtsmodus sowieso besser für das kognitive Nervensystem.
Also weiter warten. Mein Mann geht mit den beiden Mädels ins Bett und ich mache es mir auf der Couch gemütlich. Durch die weiterhin alle 15 Minuten kommenden Wehen ist es eine sehr unruhige Nacht, in der sich weiterhin nichts tut.
Am Morgen kommt Jana wieder zu uns, sie ist zum Glück immer noch komplett entspannt, obwohl wir ja nun deutlich über 24 Stunden nach Blasensprung sind.
Lies hier weiter:
Wehencocktail oder nicht?
Mir macht die Situation langsam zu schaffen und ich werde etwas genervt, dass die Wehen nicht mehr werden. Wir stimmen uns ab, dass wir, wenn den Tag über nichts weitergeht, wir alles für einen Wehencocktail besorgen werden und abends entscheiden, ob wir diesen versuchen.
Ich wehe den Tag weiterhin vor mich hin, wir gehen viel in den Garten und Treppen steigen und spazieren, alles ohne Erfolg. Auch der Pool (nochmal neu befüllt) bewirkt nichts.
Also wird es 17:30 Uhr und Jana kommt wieder. Da ich in Sorge bin, dass wir sonst irgendwann doch ins Krankenhaus müssten, beschließen wir, einem Wehencocktail mit Rizinusöl die Chance zu geben.
Jana misch diesen mit mir zusammen an und meint, dass Sie nochmal kurz nach Hause fährt, um zu stillen und dann wieder kommt, wenn die Wehen mehr werden.
Kaum ist Sie aus dem Haus, muss ich mich übergeben. „Toll“, denke ich, „dann ist das Thema Wehencocktail wohl auch wieder vorbei…“
Sex and the City und Wehen
Frustriert sitze ich mit meinem Mann nun im Wohnzimmer auf meinem Ball und schaue die „neuen“ Sex and the City Folgen. Die Wehen werden dann doch häufiger und intensiver.
Wir rufen Jana an, sie fragt, ob sie noch etwas Zeit hat, wir sagen: „Natürlich, kein Problem.“
Dann kommen aus dem gefühlten Nichts zwei Wehen, bei denen ich denke, es zerreißt mich innerlich, und ich muss mich auf die Couch werfen mit dem Oberkörper voran. Ich schnauze meinen Mann an, dass ich nicht mehr kann und sterbe — sehr theatralisch; er macht sich wirklich Sorgen.
Der Babyboy kommt jetzt!
Er ruft nochmal Jana an, diese sagt, sie fährt sofort los. Bei mir hat es in dem Moment einen Schalter umgelegt und mir ist schlagartig bewusst: der Babyboy kommt JETZT!
Das tue ich auch genauso meinem Mann kund, der ziemlich unentspannt wird und wörtlich zu mir meint: „Das geht nicht!“
Na ja, ich teile ihm deutlich mit, dass das sehr wohl geht und wohl auch so sein wird. Er hilft mir, mich seitlich auf die Couch zu legen und die Hose auszuziehen. Das kann ich in dem Moment alles nicht mehr machen.
Und dann gehen die Presswehen auch schon voll los. Es dauert keine zwei Wehen, da ist der Kopf des kleinen Mannes schon da (ich habe die gesamte Zeit meine Hand an seinem Kopf) und eine Wehe weiter das ganze kleine Menschlein.
Mein Mann gibt mir den Kleinen vorsichtig hoch, damit die Nabelschnur nicht unter Zug gerät, und so liege ich dann mit Baby auf der Couch und bin vollkommen überrumpelt von diesem schnellen Ende.
Mein Mann telefoniert noch immer nebenbei mit Jana, die im Auto sitzt. Draußen herrscht das herrlichste Sommergewitter und es ist gerade einmal 20 Uhr.
10 Minuten später kommt Jana nass zu uns hoch gerannt und schaut sich alles an. Die Plazenta kommt, nachdem ich einmal in die Hocke gehe, ohne Probleme und vollständig.
Und ab mit dem Kleinen wieder aufs Sofa. Dann kommt meine große Tochter, um eine Trinkflasche für ihre Schwester zu holen, und entdeckt das Baby. Sie ist völlig aus dem Häuschen, weil niemand damit gerechnet hat, dass er nun so schnell da ist.
Eine beeindruckende Reise mit meinem Sohn, der seinen ganz eigenen Willen hatte, und am 04.07.2022 in dieser heilsamen und selbstbestimmten Geburt zu uns finden durfte. Ein Prozess, der seine Zeit gebraucht hat, und im normalen Betreuungsschema im Krankenhaus vermutlich nicht hätte stattfinden können.
Wir sind sehr glücklich, dass wir diese Reise zusammen erleben durften, und ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Frauen auf sich und ihren Körper hören, anstatt auf Finger, die in einem rumwühlen und irgendwelche Zeitpläne, die eingehalten werden müssen.
Alle Geschichten im Adventskalender 2023
An dieser Stelle werde ich alle bereits veröffentlichten Geburtsgeschichten des Adventskalenders 2023 auflisten. Aus technischen Gründen kann das ein paar Tage dauern. Du findest aber auch alle Geschichten hier.
- Michèle: Elisas Hausgeburt
- Lea: Beckenendlagengeburt nach erfolgloser Äußerer Wendung
- Manon: Hausgeburt von Claire
- Sarah: Hausgeburt von Max Benedikt
- Barbara: Ungewollter Kaiserschnitt
- Wanda: 103 Stunden Geburt
- Anna: Anouks Geburt im Geburtshaus mit Notfallverlegung
- Anne: Kaiserschnitt nach Schwangerschaftsdiabetes und erfolgloser Einleitung
- Martina: 2 mal Kaiserschnitt, VGA2C, Hausgeburt
- Bea: Aufgeben ist nicht das Ziel
- Gerit: Im Krankenhaus gibt’s keine Decken
- Verena: Persönlichkeitsentwicklung hoch Drei
- Julias Sternenkind: Geburt zuhause
- Marion: Loreley wurde tot geboren
- Maranda: Today my baby will be born
- Natalie: Hausgeburt einer Sternenguckerin
- Natalie: Mit Kaiserschnitt im Reinen
- Magdalena: Hingabe an den weiblichen Körper
- Sabine: versöhnliche Krankenhausgeburt nach außerklinischen Geburten
- Patricia: Hausgeburt im Wasser oder an Land?
- Stefanie: Dominik lebte nur fünf Tage
- Melissa: Wenn das Körpergefühl verschwindet
- Laura: Alleingeburt nach Kaiserschnitt
- Tanja: Der Kreislauf der Natur
- Bonus: Maria: Ungeplante Alleingeburt
Alle Verlosungen
Wenn du an den Verlosungen teilnehmen willst, abonnier meine tägliche Adventskalender-Mail (siehe unten). Darin erfährst du jeweils, wann welche Aktion läuft und wie du teilnehmen kannst.
Adventskalender 2023: Alle Infos & Alle Verlosungen
Ich freue mich, wenn du täglich über die neue Geburtsgeschichte informiert werden willst. Dafür kannst du dich hier gerne eintragen.
Katharina Tolle
Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.
Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.
Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!