Heute darf ich schon die 18. Geschichte im Geburtsgeschichten-Adventskalender 2023 veröffentlichen. Darin erzählt Magdalena von der Geburt ihrer Tochter Adissa im Geburtshaus.
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Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Geburtsgeschichten-Adventskalenders 2023. Alle Folgen sowie Infos zu Gewinnspielen findest du unten.
Magdalena: Die Geburt meiner Tochter – Hingabe an meinen weiblichen Körper
Schwimmen unter dem Sternenhimmel
Am Abend vor der Geburt war ich nochmal im Schwimmbad. In dieser ersten Schwangerschaft war ich sehr oft schwimmen. Ich genoss es sehr, meine Zeit und meinen Rhythmus noch selber bestimmen zu können. Und ich genoss es sehr, mich wie mein Baby in meinem Bauch, im Element Wasser zu bewegen.
Ich bin immer eine halbe Stunde im Außenbecken unter Sternenhimmel oder ziehenden Wolken geschwommen und danach ab ins Dino-Kinderbad, um im warmen Wasser zu entspannen.
Abends war es da immer so schön ruhig. So auch an jenem Abend im Januar. Es ging auf den Vollmond zu. Die Wolken zogen und ließen ab und zu den Blick frei auf diesen wunderschönen, zunehmenden Mond. Ich genoss das Wasser, ich war im Frieden mit mir und habe mich ganz tief entspannt.
Dann fuhr ich mit dem Fahrrad über Schnee und Eis nach Hause. Ich hatte mir von einer Freundin ein kleines Klapprad ausgeliehen, damit fühlte ich mich sicherer im Schnee.
Zu Hause hab ich mich schlafen gelegt.
Nächtlicher Wehenbeginn
Als Mamadou, der Vater meiner Kinder, um 3 Uhr nachts von der Arbeit nach Hause kam, spürte ich ein leichtes Ziehen im Bauch. Ich konnte aber noch weiter schlafen.
Zwischen 6 und 7 Uhr morgens bin ich aufgestanden, hab mich in die Küche gesetzt und ein Tee getrunken, Ziehen im Bauch. Ich hab mich nochmal hingelegt und ein bisschen gedöst, bis ich um 9 Uhr nicht mehr liegen konnte.
Ich sagte zu Mamadou, er solle weiter schlafen, um Kraft zu tanken. Sind das Vorwehen? (Eine Freundin, die kurz vor mir ihr Kind geboren hatte, erzählte mir, dass sie schon einige Tage vor der Geburt Vorwehen gehabt hatte.)
Winterwunderwehen mit Tchaikovsky
Ich mache es mir mit einer weiteren Tasse Tee im Wohnzimmer gemütlich, die Sonne ging auf, strahlend blauer Himmel, seit langem wieder mal. Während der Wehen gehe ich in den Vierfüßlerstand und atme tief. In den Pausen versuche ich zu liegen und mich zu entspannen.
Ich höre die Ballettmusik „Schwanensee“ von Tchaikovsky.
Die Pausen sind kurz, die Wehen werden heftiger, und ich stelle fest: Das sind keine Vorwehen, es hört nicht mehr auf. Also: atmen, mich öffnen, entspannen, mich öffnen, atmen, mich hingeben…
Bei den Wehen in den Vierfüßler, ich brauche Druck unter meinen Händen, ich brauche diese nach vorn gebeugte Haltung, um durch die Wehen zu kommen.
Ich hab Lust auf Bewegung – Treppensteigen! Hatte mal gehört, das soll gut sein. Ich gehe im Treppenhaus hoch und runter, langsam, Wehenpausen, nach vorne gebeugt, ich drücke meine Hände in die Wand. Atmen, weitergehen, hoch – runter, Pausen am Fenster, nach vorne gebeugt, die Sonne im Gesicht, aaaahhhh… gehen – anhalten – atmen – gehen – hoch – runter…
Ab ins Geburtshaus
Schwitzen, ich hab Lust auf Wasser, duschen, Wasser tut gut, ein großer Klumpen Schleim geht ab. Ich realisiere: Ich bin mitten in der Geburt. Aus der Dusche raus, Unterhose an – Wehe – T-shirt an – Wehe – Strumpfhose an – Wehe – Mamadou steht auf und duscht, ich Hose an – Wehe – letzte Sachen in die Tasche – Wehe – Telefon! Ich rufe die Nummer im Geburtshaus, die mir sagt, welche Hebamme Dienst hat: Isabel, die Hebamme, bei der ich den Geburtsvorbereitungskurs gemacht habe, juhu!
Aber Isabel geht nicht ran – Wehe – nochmals Geburtshaus, wer hat noch Dienst? Wer ist die zweite Hebamme? – Wehe – Zweithebamme anrufen – Wehe – Mamadou ruft ein Taxi, die Zweithebamme ruft Isabel: „Isabel, wir kommen! Jetzt!“ – Wehe – Treppe runter ins Taxi – huuuuuuu.
Im Taxi verspüre ich einen großen Druck nach unten, habe das Bedürfnis zu drücken… Zurückhalten, Taxi fahren, zurückhalten, Mamadous Hand – Wehe – Taxi fahren – Wehe – huuuuuu…
Wehenarbeit im Geburtshaus
Ankommen, aussteigen, loslaufen – Wehe – unten an der Treppe, Hände in die Wand gedrückt – Treppe hoch, durchs Foyer direkt nach hinten ins Geburtszimmer, Jacke ausziehen, die Zweithebamme ist da – Wehe am Geburtsbett – großer Druck, ich geh zum Klo, ich fasse zwischen meine Beine, ein (Erschreckens-)Schrei entfährt mir, etwas Rundes, Weiches ist schon fast am Vaginalausgang.
Isabel kommt. Mamadou lässt Wasser in die Wanne laufen. Isabel fühlt: die Fruchtblase ist da, kurz dahinter das Köpfchen. Mein Körper gönnt mir eine (Schreckens)-Verschnaufpause. Ich und Isabel an der Badewanne, Isabel hört die Herztöne vom Kind, gute Worte, eine sehr eindrückliche Stimmung, ich will die Hose ausziehen.
Adissa ist da!
Ich lehne an der Badewanne – Wehe kommt – ich gehe in eine tiefe Hocke, halte mich am Wannenrand, Isabel meint: drücken, langsam drücken. Ich drücke langsam – oooohhhhhhh – und schwups – Adissa ist da!
Isabel fängt sie auf, Adissa schreit, sie ist mit Glückshaube geboren. Irgendwie komme ich aufs Bett und Adissa auf meinen Bauch, FLASH…
Isabel: Was ist es denn?
Mamadou: ein Mädchen!
Sie wird in Tücher gewickelt und schaut uns an mit ihren wunderschönen Augen, WOW! Überwältigt, glückselig, berührt… Nicht mit Worten beschreibbar. So ein wunderschönes Geschöpf, ich schaue sie an und staune und staune und staune…
Nachgeburt, Essen und Kuscheln
Als die Nabelschnur auspulsiert ist, schneidet Mamadou sie durch. Er holt Essen. Ich plaudere mit Isabel. Sie meint, ich hätte das Baby auch zu Hause gebären können. Ich bin aber froh, hier in guten Händen zu sein und dass Isabel mein Kind aufgefangen hat. Ich bewundere mein Kind. Die Plazenta kommt raus. Adissa wird gewogen. Sie kommt auf Mamadous Bauch.
Ich dusche, was für eine Wonne. Adissa kommt wieder in meine Arme. Treppe runter, ins Taxi, Treppe hoch, zu Hause — mit Baby im Arm. Mamadou bettet uns ein, er geht einkaufen. Ich rufe meine Mutter an. Und meinen Vater. Ich halte mein Kind im Arm und staune, so ein wunderschönes, zuckersüßes Baby!
Dem Körper hingeben
Das war die Geburt meiner Tochter. Ich habe mich einfach meinem Körper hingegeben. Mein Kopf war wie ausgeschaltet. Das Einzige, was mein Kopf gemacht hat, war erst die Annahme: es sind Vorwehen, später die Feststellung: es sind keine Vorwehen. Beim Schleimpfropf die Realisierung: Ich bin mitten in der Geburt, jetzt ruf ich im Geburtshaus an. Davor ist es mir überhaupt nicht eingefallen, anzurufen.
Ich hab mich zu jeder Zeit gut gefühlt. Ich fand es auch ganz angenehm, allein zu sein (also Mamadou war da, aber schlafend). So konnte ich mich voll und ganz auf meinen Körper konzentrieren und einlassen. Mein weiblicher Körper wusste, was zu tun ist, welche Positionen er braucht, wann er Lust auf Bewegung hat, wie er am Besten durch die Wehen kommt.
Wir sind um 12:50 Uhr im Geburtshaus eingetroffen und um 13:02 Uhr war Adissa da. Ich hab ein einziges Mal gepresst und Adissa ist in Einem rausgeflutscht. Sie war auch klein und zart mit 3030 Gramm Geburtsgewicht. APGAR 10/10/10. Damm intakt. Plazenta 27 Min. postpartum. Blutverlust 200 ml.
Und sie ist mit Glückshaube geboren, juhu! Das bedeutet, dass die Fruchtblase noch intakt war und Adissa mit einem Polster vor dem Köpfchen durch den Geburtskanal gleiten konnte. Wenn das nicht Glück bringt fürs Leben…
Sie ist geboren am 23.01.2013 um 13:02 Uhr, was für ein Zahlenspiel!
Alle Geschichten im Adventskalender 2023
An dieser Stelle werde ich alle bereits veröffentlichten Geburtsgeschichten des Adventskalenders 2023 auflisten. Aus technischen Gründen kann das ein paar Tage dauern. Du findest aber auch alle Geschichten hier.
- Michèle: Elisas Hausgeburt
- Lea: Beckenendlagengeburt nach erfolgloser Äußerer Wendung
- Manon: Hausgeburt von Claire
- Sarah: Hausgeburt von Max Benedikt
- Barbara: Ungewollter Kaiserschnitt
- Wanda: 103 Stunden Geburt
- Anna: Anouks Geburt im Geburtshaus mit Notfallverlegung
- Anne: Kaiserschnitt nach Schwangerschaftsdiabetes und erfolgloser Einleitung
- Martina: 2 mal Kaiserschnitt, VGA2C, Hausgeburt
- Bea: Aufgeben ist nicht das Ziel
- Gerit: Im Krankenhaus gibt’s keine Decken
- Verena: Persönlichkeitsentwicklung hoch Drei
- Julias Sternenkind: Geburt zuhause
- Marion: Loreley wurde tot geboren
- Maranda: Today my baby will be born
- Natalie: Hausgeburt einer Sternenguckerin
- Natalie: Mit Kaiserschnitt im Reinen
- Magdalena: Hingabe an den weiblichen Körper
- Sabine: versöhnliche Krankenhausgeburt nach außerklinischen Geburten
- Patricia: Hausgeburt im Wasser oder an Land?
- Stefanie: Dominik lebte nur fünf Tage
- Melissa: Wenn das Körpergefühl verschwindet
- Laura: Alleingeburt nach Kaiserschnitt
- Tanja: Der Kreislauf der Natur
- Bonus: Maria: Ungeplante Alleingeburt
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Adventskalender 2023: Alle Infos & Alle Verlosungen
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Katharina Tolle
Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.
Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.
Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!