Julia beschreibt im heutigen Beitrag zum Geburtsgeschichten-Adventskalender außerklinische Zwillingsgeburt. Levi kam mit dem Köpfchen zuerst, Adam mit den Füßchen. Mehr zu Julia erfährst du auch auf ihrem Instagram-Kanal Wild_Frech_Wunderbar.
Das Refugium
Es war der 30.12.2016 und mein Mann und ich sind auf dem Weg zu meiner Hebamme. Sie hat ein kleines wunderschönes Refugium für Frauen, die keinen Ort haben an dem sie behütet und in gemütlicher Atmosphäre gebären können. Ganz spontan entschied ich mich doch dort zu entbinden. Diese wundervolle Stimmung die dort herrscht zog mich magisch an.
Gegen 12 Uhr kamen wir dort an, mit großer Freude begrüßte ich jede Welle, die allerdings deutlich zu leicht waren um wahrhaftig die Geburt voran zu treiben.
Mein Mann und ich kuschelten viel und unsere Hebamme erzählte uns die ein oder andere Kuriosität aus ihrem Berufsleben. Die Stimmung war perfekt. Warm, bereit und voller Vorfreude.
Meine Hebamme und ich haben ein sehr inniges Verhältnis. Sie war schon bei meiner eigenen Geburt und bei der Geburt meiner zwei anderen Kinder dabei. Und so fühlten wir uns in unserer Intimität nicht durch sie gestört.
Entspannung in der Badewanne
Nach einer Weile fuhr sie los, um etwas zu Essen zu holen und ich entspannte mich in ihrer traumhaften Wanne. Die Wellen wurden häufiger aber nicht schmerzhaft. Mein Mann war mir immer nahe, aber berührte mich kaum noch. So wie ich es immer brauchte bei den Geburten.
Ich fühlte mich so unbeschreiblich wohl und stark und war gefüllt mit positiven Gedanken und dem Wissen, diese Geburt zu einem wundervollen Erlebnis zu machen.
Die Hebamme brachte mir Essen ins Bad und ich genoss etwas Ruhe.
Als ich wieder raus ging, war es bereits 18 Uhr und ich merkte direkt die erste Welle, die ich als Geburtsbeginn bezeichnen würde.
Bewegung
Ich wusste immer: Ich würde Bewegung brauchen. Bewegung und aufrecht sein. Und genauso kam es. Ich und mein Mann gingen also wieder in unser geliebtes „Bettzimmer“ und ich ließ mich mit den Wellen immer mehr gehen. Lief etwas umher, kreiste mein Becken, saß auf dem Pezziball und ließ alles einfach seinen Weg gehen. Ich merkte, wie mit jeder Welle mehr Druck auf der Fruchtblase war und ahnte, dass ich nahezu vollständig eröffnet war. Ich bat die Hebamme, nachzusehen und war bei 9 cm. Also zog ich mich aus und schon bei der nächsten Welle fing mein Körper wie von selbst zu pressen an.
Levis Geburt: Mit dem Platzen der Fruchtblase
Ich spürte die Fruchtblase immer mehr und wusste bald wird sie platzen. Ich spürte den Kopf von meinem ersten Wunder in seiner Polsterung aus Fruchtwasser und mit der nächsten Welle drückte ich wie gezielt, bis die Blase sprang. Das Fruchtwasser war angenehm kühl an meinen Beinen. Mir war so heiß. Ich glühte! Ich lag aufrecht gelagert in Seitenlage und spürte sofort, wie der erste Kopf durch mein Becken glitt, direkt hinterher der Körper meines Goldschatzes!
Mein kleiner Engel Levi war geboren und ich nahm ihn meiner Hebamme direkt aus der Hand und legte ihn auf meine Brust. In diesem Moment war mein Verstand ganz weit weg. Ich war nur noch mit Gefühlen, unendlich starken Gefühlen präsent.
Ich wurde kurz aus dieser Tiefe gerissen, als ich die nächste Welle spürte. Ich merkte, dass mein zweites wunderbares Kind noch immer ganz weit oben lag. Meine Hebamme fragte mich ob wir lieber gleich abnabeln sollten. Ich bejahe, da ich wieder starken Bewegungsdrang verspürte. Mein Mann nabelte Levi ab und kuschelte mit ihm.
Adams Geburt: mit den Füßen zuerst
Ich ging in den Vierfüßler und versuchte, mich den Wellen wieder ganz hinzugeben, irgendwie war ich aber blockiert uns spürte kaum Verbindung zu meinem Kind. Meine Hebamme reagierte sofort, bat meinen Mann, Levi in sein Fell zu legen und sich zu mir ans Bett zu setzten. Dann brachte sie den Geburtshocker, auf dem ich liebend gern platz nahm, und lehnte mich an meinen Mann.
Da war es wieder, dieses kraftvolle Gefühl, mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und trotzdem tief verbunden mit dem Wunder im Bauch! Die Wellen waren schwächer geworden und es fiel mir nicht leicht, die Position meines Sohnes zu spüren. Der Druck fühlte sich etwas an, als ginge er nicht 100% auf mein Kind. Meine Hebamme sprach sich kurz in einer Pause der Wellen mit mir ab und öffnete die Fruchtblase.
Dann spürte ich, wie erst ein Fuß und dann der zweite geboren wurde. Meine Hebamme fasste meinen Sohn noch einmal an, mir war es in dem Moment nicht bewusst, aber sie drehte ihn, da sein Kinn an meinem Schambein festhing, und nun war auch mein zweites Glückskind, Adam, geboren!
Voll vertrauen sah ich auf mein bleiches Kind, lehnte mich an meinen Mann und vertraute auf mein Kind und meine Hebamme. Diese rubbelte meinem Sohn den Rücken und plötzlich bekam er auch Farbe und begann, Geräusche zu machen. Auch ihn mussten wir recht schnell abnabeln. Also stieg ich zurück auf das Bett, empfing meinen zweiten Sohn. Meinen kleinen Kämpfer, der so eigenwillig wie wunderbar zu Welt gekommen war. Mit den Füßen zuerst, als Sterngucker und mit hoch gestreckten Armen!
außerklinische Zwillingsgeburt
Überglücklich nahm ich meine Söhne in die Arme, mein Mann nahm mich in die Arme und wir spürten, wie besonders und wie voll mit Liebe dieser Moment war.
Levi Bastian 19.24 Uhr 2940g 54cm 34ku
Adam Arthur 19.42 Uhr 3300g 56cm 36ku
Und deine Geschichte?
Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!
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Der komplette Adventskalender
Hier findest du alle Geschichten, die ich im Geburtsgeschichtenadventskalender 2020 veröffentliche bzw. bereits veröffentlicht habe:
- Tina: Badewannengeburt mit Glückshaube
- Annika: Hausgeburt trotz hohen Blutdrucks
- Susa: Torpedo-Überraschungs-Ei
- Mirabella: Ein Wehentag mit großem Geschwisterkind
- Laura: So schnell kann keine Hebamme sein
- Anna: Heilsame Hausgeburt
- Anja: Silvesterknaller
- Anja: Anstrengende Geburt zu Hause
- Viola: insertio velamentosa bei der Hausgeburt
- Anja: Drei Tage Rumgewehe vor der Wassergeburt
- Katharina: Geburtshausgeburt mit Schlafmangel
- Anja: Schlechte Laune und gute Geburt
- Katharina: Steigerung von „Keine Verletzungen“
- Natalie: Langes Rumgewehe und plötzliches Plopp
- Sabine: Hausgeburt nach vier Krankenhausgeburten
- Linda: Hausgeburt nach Kaiserschnitt
- Barbara: Erst lag das Baby quer
- Julias Zwillinge
- Natalie: Auf einmal waren die Presswehen da
- Anna-Christina: Selbstbestimmt im Krankenhaus, bis auf die letzten Minuten
- Kristina: Ich kann gebären!
- Irene: Kurze, heftige Hausgeburt
- Anna-Christina: Druckvolle Hausgeburt
- Kristina: Natürlich eingeleitete Hausgeburt