Sabine: James Tjorge, Heilende Krankenhausgeburt nach Hausgeburt und Alleingeburt

Sabine hatte schon Kinder zu Hause zur Welt gebracht — teilweise sogar ohne Hebamme. Bei der Geburt von James Tjorge fuhr sie ins Krankenhaus. Sie erlebte dort eine heilsame und selbstbestimmte Geburt. Davon erzählt sie heute, an Tag 19 des Geburtsgeschichten-Adventskalenders.

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Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Geburtsgeschichten-Adventskalenders 2023. Alle Folgen sowie Infos zu Gewinnspielen findest du unten.

Sabine: James Tjorge, Heilende KH Geburt nach HG und AG

Ausgekugelt am 20.06.2023 (ET+7)

Ich hatte am Montag Morgen um 2.20 Uhr ständig Harndrang und dabei gemerkt, dass ich Blutfäden hatte. Zeichnungsblutung. Dabei waren leichte, gut aushaltbare Bauchwehen. Ohne Gleichmäßigkeit.

Statt zum Frauenarzt fuhr ich dann mit David ins Krankenhaus, dort gab es keine Wehen und auch kein bisschen Blut mehr bei der Untersuchung. Allerdings war der Muttermund 1 Finger durchlässig und die Cervix auf ca 2,5 Zentimeter verkürzt.

Mit diesem Befund bin ich dann nach Hause entlassen worden.

Nun haben wir entschieden dass David noch zur Arbeit fahren würde. Es war circa 11.00 Uhr und es gab keinen Grund warum er Zuhause bleiben sollte.

Um 12 hab ich mich mit Jaron hingelegt. Im Schlaf merkte ich dann, dass es wieder etwas über den Bauch zog und auch mal ganz leicht in den Rücken.

Erste starke Wehe

Meine Mutter hat sich um Joshua und Ilanya gekümmert und ist dann um 14.15 Uhr mit Ilanya zum Reiten gefahren. Ich saß mit Jaron im Hof und er wollte stillen, als um 14.45 Uhr die erste Wehe wieder kam.

Sie dauerte über eine Minute und tat ordentlich weh. Die Zeichnungsblutung fing dann auch wieder an und war sogar recht stark. Ich fing an, die Wehen zu tracken. Aber sie waren immer zwischen 30 und 56 Sekunden lang und im Abstand auch sehr unregelmäßig, mal lagen 5 Minuten dazwischen und dann wieder 10 bis 12 Minuten.

Zum Abend hin (Davids Feierabend nahte um 19.00 Uhr) wurden die Abstände größer. Da waren es 20 Minuten dazwischen und dann war Ruhe. Um 22 Uhr ging David ins Bett. Vorher haben wir noch mit der Mama geklärt, wie es laufen würde, faaaaalllllss es los ginge.

Nächtliche Wehen

Und ich bin im Wohnzimmer geblieben. In unserem Schlafzimmer ist es zu warm und ich wollte auch einfach für mich sein, in der Hoffnung, die Wehen würden wiederkommen. Das war dann auch der Fall. Aber es blieb unregelmäßig. Die Schmerzintensität veränderte sich aber. Um 3 Uhr hab ich dann David geweckt und gesagt: Wir fahren mal ins Krankenhaus, es tut anders weh.“


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Nichts los im Kreißsaal

Ich rief im Kreißsaal an und habe mich angekündigt. Als wir dort angekommen sind, wurden wir von zwei strahlenden Hebammen empfangen. Unser Kommentar war „Oh das ist aber toll so freudig erwartet zu werden“, so nach dem Motto: „Juchu endlich Arbeit, ist nichts los?“

Es war niemand da.

Wir sind dann erst in Kreißsaal 2, der gefiel David aber nicht so gut; der von Montagmorgen war toller. Somit sind wir in Kreißsaal 3 gewechselt. Es wurde Blut abgenommen und ein CTG geschrieben. Aufgezeichnet hat es nichts, obwohl Wehen da waren. Dann, vereinzelt, hat es „notiert“. Meine Aussage zur Hebamme: „Ohne Baby im Arm gehe ich heute nicht hier raus“.

Und ich bestand eben von Anfang an auf der PDA. Das war für mich unabdingbar. Deshalb war ich dankbar, dass die Wehen sich nicht richtig einstellen wollten. So hatte ich immer wieder Zeit ohne jeglichen Schmerz. Das war also in dem Fall mein Vorteil.

PDA im anderen Kreißsaal

Dann mussten wir noch mal den Kreißsaal wechseln, weil es auf dem breiten Bett nicht gut möglich wäre, die PDA zu setzen.

Somit ging es in Kreißsaal 1. „Jetzt haben wir dann alle durch.“ („Nein, nur in den anderen wollt ihr dann auch nicht.“) Der Muttermund war zu der Zeit bei fünf Zentimetern. Ich war schon echt baff.

Wir warteten gefühlt mehrere Stunden. Es war aber wohl erst 6 Uhr, als die Anästhesistin kam. Und dann gab es eine Situation, die ich gar nicht gut fand, aber im Nachhinein weiß ich, dass sie sich nicht hätte verhindern lassen.

Es dauerte eine Stunde, bis die PDA saß. Dafür wurde mir sage und schreibe 20 mal versucht, den Schlauch zu legen. Sprich: 20 Einstiche. Es tat heftig weh, da ich wohl aufgrund des Gewichts nicht richtig zu tasten war, das Becken nicht richtig rausschieben konnte und mehrfach der Knochen getroffen wurde.

Ich sagte schon „Ich mag nicht mehr, hört auf, ich lass einen Kaiserschnitt machen, normal kommt das Kind nicht zur Welt.“ (Später erfuhr ich, dass man mir das verweigert hätte, da es in dem Krankenhaus keinen Wunschkaiserschnitt gibt.)

Nachdosierbare PDA

Dann beim letzten Versuch, ich war schon am Weinen, weil ich echt Angst bekam, dass alles vergebens war, klappte es dann doch. Ich bekam einen „Schalter“ dazu und die erste Grunddosis gespritzt, diese sollte eine Wirkdauer von 90 Minuten haben und ich durfte dann alle zwanzig Minuten nachdosieren über den Schalter. Die PDA wirkte direkt, und da sich weiterhin die Wehen nicht einstellen wollten und der Muttermund gerade mal auf sechs Zentimeter war, wurde mir Oxytocin angehangen.

Alles, was sie getan haben, wurde mir erklärt und auch gefragt, ob ich das wollen würde. Die Fruchtblase hatte die ältere Hebamme (Petra) mittlerweile geöffnet, aber es verursachte auch nicht mehr Wehen.

Zwischen zeitlich kann noch Melli dazu, eine Hebammenschülerin am Ende ihrer Ausbildung. Die beiden waren echt toll, und auch begeistert von dem, wie es lief. Ich wurde bei allem weiteren gefragt, ob sie etwas tun dürfen oder auch, wie wir uns gewisse Dinge wünschten.

Vater als Geburtshelfer

Dann kam Melli mit der Frage ob David die Geburt „ausführen“ möchte. Sie würden als Hebammen nur daneben stehen und unterstützen wenn es nötig ist. Ja, das war eine Überraschung, aber selbstverständlich wollten wir das.

Nun wurde der Muttermund noch mal untersucht und es war wohl nur noch ein Wullst da, diesen hat Melli wegmassiert und währen dessen setzte der Drang zum Pressen ein. Ich griff nach unten, um zu fühlen, wie weit der Kopf wäre, und David durfte dann komplett übernehmen.

Melli zog sich zurück und beobachtete, während Petra auf mich achtete, da ich nicht mehr in den Vierfüßlerstand konnte, wie ich wollte. Somit gebar ich auf dem Rücken — eine Position, in der David noch nicht dabei war.

Und da half Petra ihm. Aber es war wirklich nur eine Assistenz und sie hat ihm gezeigt, wie er den Kleinen beim Austritt unterstützen könnte, mit dem Kopf und der Schulter durchtreten zu können.

Und dann war es um 10.12 Uhr vollbracht, eine Krankenhausgeburt von Mama und Papa (fast) alleine ausgeführt.

Der Kleine wurde dann später gewogen und gemessen. Und alles war einfach perfekt.

Leider wurde mir der Schlauch der PDA erst 7 Stunden später gezogen (auf Station, dort musste ich warten, es war eine ambulante Geburt) und ich hab Schmerzen durch die häufigen Einstiche.

Aber dennoch war es einfach die richtige Entscheidung zur PDA. Ich konnte die Geburt ohne Wahnsinn erleben und mein Mann und ich sind beide nun vollständig versöhnt mit den schlechten Krankenhausgeburten. Wir wurden von Anfang bis Ende im Kreißsaal ernstgenommen und einbezogen.

Genau so ist eine selbstbestimmte Geburt im Krankenhaus möglich. Kompromisse waren da, aber es waren kleine.

Alle Geschichten im Adventskalender 2023

An dieser Stelle werde ich alle bereits veröffentlichten Geburtsgeschichten des Adventskalenders 2023 auflisten. Aus technischen Gründen kann das ein paar Tage dauern. Du findest aber auch alle Geschichten hier.

  1. Michèle: Elisas Hausgeburt
  2. Lea: Beckenendlagengeburt nach erfolgloser Äußerer Wendung
  3. Manon: Hausgeburt von Claire
  4. Sarah: Hausgeburt von Max Benedikt
  5. Barbara: Ungewollter Kaiserschnitt
  6. Wanda: 103 Stunden Geburt
  7. Anna: Anouks Geburt im Geburtshaus mit Notfallverlegung
  8. Anne: Kaiserschnitt nach Schwangerschaftsdiabetes und erfolgloser Einleitung
  9. Martina: 2 mal Kaiserschnitt, VGA2C, Hausgeburt
  10. Bea: Aufgeben ist nicht das Ziel
  11. Gerit: Im Krankenhaus gibt’s keine Decken
  12. Verena: Persönlichkeitsentwicklung hoch Drei
  13. Julias Sternenkind: Geburt zuhause
  14. Marion: Loreley wurde tot geboren
  15. Maranda: Today my baby will be born
  16. Natalie: Hausgeburt einer Sternenguckerin
  17. Natalie: Mit Kaiserschnitt im Reinen
  18. Magdalena: Hingabe an den weiblichen Körper
  19. Sabine: versöhnliche Krankenhausgeburt nach außerklinischen Geburten
  20. Patricia: Hausgeburt im Wasser oder an Land?
  21. Stefanie: Dominik lebte nur fünf Tage
  22. Melissa: Wenn das Körpergefühl verschwindet
  23. Laura: Alleingeburt nach Kaiserschnitt
  24. Tanja: Der Kreislauf der Natur
  25. Bonus: Maria: Ungeplante Alleingeburt

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Katharina Tolle

Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.

Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.

Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!

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