Heute öffne ich das erste Türchen des Adventskalenders. Tina erzählt, wie ihre Tochter in der heimischen Badewanne mit einer Glückshaube geboren wurde.
Der kranke große Bruder
Sonntag, der 2. Advent, war recht anstrengend. Béla hatte Magen-Darm-Grippe und sich den ganzen Tag nur übergeben. Abends war er nicht ins Bett zu kriegen, wollte er immer wieder aufstehen, nur „um noch ein Schlückchen“ zu trinken. Die von uns angebotenen Getränke (eine Tasse Tee oder Wasser mit etwas Salz), löffelchenweise verabreicht, verschmähte er. Mattias und ich kuschelten abwechselnd mit ihm in seinem Bett, um ihn 1. am Aufstehen zu hindern und 2. zum Schlafen zu bewegen. Es war nichts zu machen.
Mitternacht war schon lange vorbei, als ich Mattias das letzte Mal ablösen sollte… Gegen 1.30 Uhr hatte ich es geschafft, er schlief. Erleichtert bin ich raus aus seinem Zimmer, ich war froh, in Ruhe auf Toilette gehen zu können. Mittlerweile hatte ich auch im unteren Bauchraum recht heftige Schmerzen. Zwar hatte ich schon tagsüber das Gefühl, die Kleine würde viel nach unten drücken und strampeln, aber da ich an den beiden vorausgegangenen Wochenenden auch schon häufig viele Wehen hatte, die sich ja nicht zu richtigen Geburtswehen entwickelten, hatte ich nichts gesagt. Ich wollte Mattias nicht zum wiederholten Male unnötig kirre machen.
Ankunft der Hebamme
So kurz nach 2.00 Uhr bat ich Schatzi dann doch, unsere Hebamme Ines anzurufen. Als er sie kurz darauf am Telefon hatte, fragte sie nach, ob ich Wehen hätte oder ob die Fruchtblase geplatzt sei. Nein, die Fruchtblase war noch intakt, es waren Wehen. Sie machte sich auf den Weg zu uns und war trotz des „schlechten“ Wetters (es schneite stark in der Nacht) eine gute halbe Stunde später, ca. 2:45 Uhr, bei uns.
Zwischenzeitlich hatte ich mir schon heißes Badewasser eingelassen und saß tönend in der Wanne. Auch Béla war schon längst wieder aufgestanden und saß auf seinem Badezimmerhöckerchen vor’m Waschbecken: den Eimer vor sich, in der Hand seinen Zahnputzbecher mit Wasser: trinken – spucken – trinken – spucken. Der kleine Kerl war wie im Delirium.
Wehenintensität
Ines hat mir super durch die Wehen geholfen, vielen lieben Dank an dieser Stelle nochmal! Bei Bélas Geburt hatte ich keine Schmerzen, habe zwar geschnauft wie eine Dampflok, konnte mich aber gut und frei bewegen. Auch mit fast vollständig geöffnetem Muttermund konnte ich damals problemlos vom Bett in die Wanne steigen, weil ich gar nicht merkte, wann genau ich eine Wehe hatte.
Dieses Mal waren die Wehen, schmerztechnisch gesehen, wesentlich heftiger, ein Positionswechsel in der Wanne unter einer Wehe unmöglich. Ines tastete auf meinen Wunsch hin schon bald nach ihrer Ankunft nach dem Muttermund (schon ca. 8 cm geöffnet – super!). Sie goss mir immer wieder warmes Wasser über den Rücken oder strich mit den Händen ebendiesen runter. Während der Wehen hielt sie ihre Hand mit leichtem Druck auf meinem unteren Rücken, oberhalb des Steißbeins, und sprach mir gut zu. Das war sehr hilfreich für mich.
Geburt mit Glückshaube
Irgendwann meinte sie, ich solle doch mal nach dem Köpfchen fühlen — und siehe da, da war er ja schon ganz nah — wir stand unmittelbar vor der Geburt *freu*! Also noch einmal mitpressen und schon war unsere kleine süße Maus um 3:44 Uhr als Glückshauben-Baby und in einem Rutsch geboren.
Ayla hatte die Nabelschnur einmal um den Hals gewickelt, aber ich war viel zu aufgeregt, das so schnell zu entüdeln, so hat Ines uns ganz fix geholfen. Anschließend habe ich es mir mit der Kleinen auf dem Bauch noch eine halbe Stunde in der Wanne gemütlich gemacht. Das Mäuschen hatten wir mit einem Tuch bedeckt und immer wieder mit dem warmen Wasser begossen, damit sie nicht auskühlt.
Dann bin ich mit ihr ins Schlafzimmer umgezogen, wo wir sie auch erst abnabelten, als die Nabelschnur endgültig auspulsiert hatte. Als sie schon ca. eine Stunde „alt“ war, hat Ines sie gewogen (2.840 g) und vermessen (49 cm und 33,5 cm KU) und sie dann dem stolzen Papa gereicht, der sie dann in Ruhe angezogen hat.
Nachgeburt, Kuscheln und Papierkram
Im Vierfüßler-Stand knieend hab ich mich dann alleine um die Geburt der Nachgeburt gekümmert. Während wir schon die erste Kuschelrunde genießen konnten, säuberte Ines die Badewanne, kümmerte sich um die Entsorgung der Plazenta (da wir keinen Wert auf Einfrieren und Bäumchen-drauf-pflanzen legen) und erledigte den Papierkram (Mutterpaß ausfüllen, Geburtsbericht verfassen, Bescheinigung für das Standesamt).
Familienzeit: Kennenlernen und Dankbarkeit
Morgens gegen 6.00 Uhr verließ sie uns mit dem Versprechen, mittags zur Nachsorge wieder vorbei zu schauen. Béla war die gesamte Zeit über wach und anwesend, aber wegen seines Zustandes verständlicherweise gänzlich uninteressiert an dem Geschehen und seiner Schwester . Er ist dann — endlich — gegen 7.00 Uhr eingeschlafen. Ab Dienstag war er wieder fit und seitdem auch ganz stolzer großer Bruder, der sich rührend um seine Schwester kümmert, sie herzt, streichelt und schon beim kleinsten Weinen tröstet.
Ich danke unserer Hebamme Ines für die ganz wundervolle Betreuung, vor, während und nach der Geburt: VIELEN VIELEN LIEBEN DANK! und meinem Schatz: DANKE FÜR ALLES: für zwei wundervolle Kinder, Dein gesamtes Machen und Tun hier zu Hause neben der Arbeit her, Dein liebevolles Verhalten mir gegenüber und und und *Knuuuutsch*
Ebenfalls natürlich noch ein herzliches Dankeschön an die Babysitterinnen, die im Bedarfsfall für Béla bereit gestanden hätten, besonders an meine Tante Ines, die sich Montagvormittag um Béla gekümmert hat, damit Mattias, Ayla und ich in Ruhe Schlaf aufholen konnten.
Und deine Geschichte?
Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!
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Der komplette Adventskalender
Hier findest du alle Geschichten, die ich im Geburtsgeschichtenadventskalender 2020 veröffentliche bzw. bereits veröffentlicht habe:
- Tina: Badewannengeburt mit Glückshaube
- Annika: Hausgeburt trotz hohen Blutdrucks
- Susa: Torpedo-Überraschungs-Ei
- Mirabella: Ein Wehentag mit großem Geschwisterkind
- Laura: So schnell kann keine Hebamme sein
- Anna: Heilsame Hausgeburt
- Anja: Silvesterknaller
- Anja: Anstrengende Geburt zu Hause
- Viola: insertio velamentosa bei der Hausgeburt
- Anja: Drei Tage Rumgewehe vor der Wassergeburt
- Katharina: Geburtshausgeburt mit Schlafmangel
- Anja: Schlechte Laune und gute Geburt
- Katharina: Steigerung von „Keine Verletzungen“
- Natalie: Langes Rumgewehe und plötzliches Plopp
- Sabine: Hausgeburt nach vier Krankenhausgeburten
- Linda: Hausgeburt nach Kaiserschnitt
- Barbara: Erst lag das Baby quer
- Julias Zwillinge
- Natalie: Auf einmal waren die Presswehen da
- Anna-Christina: Selbstbestimmt im Krankenhaus, bis auf die letzten Minuten
- Kristina: Ich kann gebären!
- Irene: Kurze, heftige Hausgeburt
- Anna-Christina: Druckvolle Hausgeburt
- Kristina: Natürlich eingeleitete Hausgeburt