Anja: Schlechte Laune und gute Geburt

Auch Anjas vierte Geburt fehlt nicht im Geburtsgeschichten-Adventskalender. Edgar kam zu Hause im Kreis der Familie zur Welt, nachdem alle einmal unabsichtlich mit Fruchtwasser geduscht worden waren. Viel Spaß mit dem 12. Türchen!

21.08.

Das war ein voller Tag und mein Mann war ewig nicht mehr so spät Zuhause. 16:11 Uhr habe ich ihm geschrieben: „bin so fertig. ich kann nicht mehr und es ist noch soooooviel zu tun – ich schlaf ständig ein!“

Er schrieb: „Da mach ich das extra am Wochenende und du machst mich an…“

Ich dachte nur: „Okay…“ — und nun muss ich schon darüber schmunzeln.

Ich musste an dem Tag noch soviel erledigen (als hätte ich es geahnt). Dann war ich noch auf dem letzten Drücker beim Arzt ne Unterschrift holen die gebraucht wurde.

Im Auto sagte ich dann: „So Edgar – jetzt haben wir alles, kannst kommen.“

Ich war auch so schlecht gelaunt den ganzen Tag, hab die Kinder angemotzt und alles tat mir weh, es war heiß, meine Haut platzte gefühlt bald von dem vielen Wasser und die Übungswehen nervten. Und dann hab ich wieder gedacht: „Komisch, so ging es dir vor jeder Geburt. Aber das ist ja auch Quatsch — ET ist ja erst der 01.09. laut Ärztin!“ Meiner war ja der 25.08. und ich dachte eh, jedes Kind kam eher.

Also kann Edgar das auch so 3-4 Tage gern eher tun.

Nunja – bin am Abend dann mal früher schlafen gegangen. Hab mich gefreut, dass es sich endlich abkühlte und wir wollten ja den Pool zur Probe aufbauen und Grundordnung machen. Und wir hätten noch ein Gespräch mit einer Fotografin gehabt, die eventuell bei der Geburt dabei sein sollte.

So 22:30 lag ich dann im Bett, aber meine Symphyse hat mich nicht wirklich gut in den Schlaf gebracht.


22.08.20

1:31Uhr – guckte auf die Uhr und denke „Was war denn das? Wow, war die Übungswehe schmerzhaft. Oder war es doch die Symphyse — naja.“ Ich versuchte weiter zu schlafen. Aber ab da an konnte ich nicht mehr schlafen. Bekam nach 20 Minuten wieder eine Wehe — die mich wach und inne hielt. Aber gut, weiter schlafen. nach ca 20 Minuten wieder … hm war regelmäßiger als sonst und schmerzhafter – länger. Ich dachte trotzdem noch nicht an den Geburtsbeginn.

Um 4:30 Uhr bin ich dann aufs Klo – ach guck an – rosiger Ausfluss, da tut sich ja doch was. Mal tasten. Hm sehr weich und so 2 Finger bekam ich rein. Naja, damit laufen ja Frauen auch ne Weile gern rum.

Aber mein Gefühl täuschte mich nicht, hab ich mein Mann geweckt und gesagt, du es geht los. Er nur: Oar Nej, ich muss schlafen. Ich hab so gelacht und bin wieder aufgestanden und hab bisschen versucht aufzuräumen, Affirmationskarten aufgehangen und ein paar Wehen getracked. Ich war da so bei Abständen von 8-10 Minuten, aber halt regelmäßig.

05:18 schrieb ich dann meiner Freundin Anni (wo wir uns beide wünschten, sie ist bei der Geburt dabei): „Guten Morgen Hübsche – ich hab hellroten Ausfluss und vermehrt Wehen — ich glaub, nein ich weiß es denke ich, dass es los geht!“

Die Familie erwacht

5:30 ist meine kleine Juna wach geworden — ihr hab ich dann gesagt, das Baby mache sich auf den Weg und sie könne aber noch schlafen. Sie hat dann nochmal gestillt und versucht zu schlafen und dann wollte sie nicht mehr und wir sind dann 6:20 Uhr in die Stube gegangen, im Liegen waren die Wehen eh unangenehm.

06:38 ruf ich meine Rufbereitschafthebamme Mirjam an und informierte sie über alles: Der Muttermund war so bei 2 Zentimetern und die Wehen bei 5-7 min Abständen. Wir vereinbarten, dass ich mich melden würde, wenn ich sie bräuchte. Ich würde erstmal so weiter machen.

06:43 wurde dann Tristan auch wach und kurz darauf auch Violetta – fehlt nur noch Papa…

07:04 wollten die Großen mal fühlen, wie sich der Bauch anfässt bei einer Wehe. Alle ganz aufgeregt und erstaunt, dass es heute los ging.

07:12 Antwort von Anni: „Soll ich kommen? Oh Gott, ich verschlafe alles!“ Ich musste so schmunzeln… Ich sagte ihr „Nej noch nicht, bin bei 5-6 min Abständen. Du würdest dich nur langweilen.“ — „Okay, ich steh auf und geh duschen. Gib Bescheid!“ so verlieben wir.

07:18 fiel mir ein – Mist – wir haben garnicht ne Kamera bereit – also Akku laden – vielleicht zwei Speicherkarten wären auch hübsch. Festgestellt, die Speicherkarte ist voll, also auch noch das erledigt, damit wenigsten mit unserer alten Kamera vielleicht ein paar Bilder von Anni festgehalten werden können.

In der Zwischenzeit ist mein Mann auch mal aufgestanden. Ihm gings total schlecht — wie bei jeder Geburt die Aufregung — hoffentlich müsste er nicht ins Krankenhaus.

Geburtspool

Aber er schaffte es so und räumte auf, damit der Pool Platz hätte und gegen 8 Uhr schafft er es dann, den Pool mal auszupacken und anzuschauen wie der aufzubauen wäre. Alle Kinder halfen fleißig mit und ich wünschte mir noch ein letztes Bauchfoto, was wir jeden Samstag ja machten. Er zeigte mir zwar den Vogel, aber mir egal. Unter einer Wehe habe ich mich schnell umgezogen und wir haben das Foto gemacht so gut es ging.

8:16 Pool war aufgebaut — Folie fehlte noch.

Zwischen durch frühstückten die Kinder. Ich bekam nichts runter außer Wasser. Und dann wurde die Folie noch auf den Pool gezogen. Nun stand der Pool bereit zum Befüllen.

08:44 ich schrieb Anni: „Bin jetzt bei 3,5 min Abständen.“ Bei 3 könne sie los fahren. Ich würde dann Beshceid geben.

08:47 mal wieder Toilettengang und Schleimpropf am Papier.

09:03 Anni konnte starten – war bei 2,5 min Abständen. Sie waren zwar nicht lang, aber regelmäßig und die Kinder drehten immer mehr auf. Zwischendurch dachte ich, „wie soll ich hier bei dem Wooling gebären!“

Hebammenunterstützung

09:11 rief ich Mirjam wieder an, dass die Wehen jetzt kräftiger und regelmäßiger seien und ich würde mich freuen wenn sie in Ruhe vorbei kommen könne. Sie erledigte noch ein Hausbesuch und danach kam sie zu uns.

09:19 der Pool wird von allen Kids befüllt. Ich hoffte einfach nur, die Technik im Raum würde heile bleiben…

09:30 Pool war bis zur Linie befüllt und bereit, aber ich wollte noch nicht rein. Es klingelte – Anni war da. Ich begrüßte sie nackisch und ging weiter meine Runden wehend umher.

Sie war beim Bäcker – Macarons – so lieb aber ich hatte kein Hunger. Die Kinder fanden auch spannend, was Anni da mitgebracht hat extra noch für sie. hach…

10:00 es klingelte wieder – Ah Mirjam ist da – supi. Alle da. Alles safe … Alles vorbereitet. Ich tigerte herum, war fröhlich und guter Dinge, veratme die Wehen laufend, ruhig und konzentriert — ich hatte nochmal getastet und war geschätzt bei 4cm und wünschte Bestätigung. „Sehr schön“, sagte Mirjam „passt!“

10:16 Wir besprachen nochmal alles grob, weil sie ja nicht das Geburtsgespräch mit uns hatte… Und dann: „Oh nein, was vergessen! Ich hatte doch Vit K1 Tropfen in der Apotheke bestellt und die sind seit Donnerstag fertig. Man ey, bin ich verpeilt.“ Ich musste so lachen, und eine Wehe hat mich dann wieder eingeholt.

Anni ist dann mit Violetta die Tropfen holen gefahren.

10:40 ich merkte, langsam konnte ich nicht mehr so quatschen. Ich sagte dann immer „oh Pause“, und veratmete die Wehen zwischendurch. Mirjam schaute mal nach den Herztönen – 148-160 – Joar aufgeregt mit mir – „mein Puls ist bestimmt auch schon wieder über 100.“

10:50 die Wehen wurden stärker und länger. Ich nutzte den breiten Türrahmen in der Stube und stämmte mich dagegen. Der Gegendruck am Rücken tat gut. Nebenbei lief Pianoradio. Ich war voll bei uns — merkte kaum was außen so passierte. Ich vertraute. „Sind ja alle da und versorgt.“ Langsam merkte ich, wie der Kopf sich wie ein Ball immer mehr ins Becken mit schob.

11:00 ich wollte in den Pool. „Joar super Wärme – sehr angenehm.“ Ich nahm wie immer im Vierfüßler am Rand meinen Platz ein und ließ mich fallen. Mirjam gab mir leichten Gegendruck in den Wehen auf das Kreuzbein.

11:06 erneute Herztöne Check – 143-158

11:17 Anni nahm meine Hände, gab mir einen kalten Waschlappen auf die Stirn und zwischendurch was trinken. Sieputzte mir die Nase. Die Wehen wurden immer heftiger — ich wurde so emotional: War freudig und weinte ein wenig. Auch dieser *Druck* muss raus.

Scheiße, Fruchtwasser und ein Baby

11:20 ich merkte, ich musste kacken — toller Zeitpunkt — aber gut, „Ich geh gemütlich mal aufs Klo und schau ob es klappt – gehört ja auch dazu, dass der Darm schön leer ist.“

Dort hab ich entspannt dieses Mal zwei Wehen veratmet.

11:35 ich saß gemütlich auf dem Klo — es kam eine Wehe und Stuhlgang gleichzeitig — die Violetta und Tristan und meine Hebamme hockten gemütlich vor mir und guckten mir zu. Ich hatte die Beine angewinkelt: Ein Bein rechts an der Heizung und links auf der Wanne.

Und dann machte es Peng.

Und ein übelster Strahl spritzte über die Klobrille und die Zuschauer wurden auch etwas nass. Danach gingen wir herzhaft lachend zum Pool zurück. Alle Kids waren aufgeregt und gaben mir hier und da ein Küsschen und Umarmungen. Nun spürte ich, dass ich pressen musste. Alle Kinder gingen mit Anni in die Küche und ich bekam meinen Mann an meine Hände, wo ich weiter im Vierfüßler meine immer kräftigeren Wehen veratmete.

11:40 Herztöne 142–148

11:46 Es drückte, es schob. Ein Klumpen Kacke geht ab und direkt um 11:47 wurde Edgar geboren.: Zunächst der Kopf bis über die Augen (blöde Wehe hat pausiert), dann folgte ganz sanft der ganze Kopf. Es brannte ein wenig — kurz Pause — nächste Wehe und Edgar schwamm zu mir und ich konnte ihn ganz allein hochheben und begrüßen. Er schrie kräftig gut durch, wurde rosig und schaute kurz. Dann beschloss er aber, weiter mit geschlossenen Augen in der Welt anzukommen.

Gleich darauf kamen die Geschwister zu uns und begrüßen ihren kleinen Bruder.

Wir kuschelten, so gut es ging, noch eine Runde im Pool. Leider hatte er auch nicht so ne lange Nabelschnur mitgebracht, aber es war etwas länger als bei Juna.

12:00 stiegen wir dann aus dem Pool aus und kuschelten uns auf das Sofa.

Nachwehen und Stillen

So langsam kamen die Nachgeburtswehen während Edgar an der Brust stillte.

12:25 Geburt der Plazenta und danach schaute Mirjam auf meinem Damm. Es war ein kleiner Dammriss Ersten Grades — Aber bei dem Kopf kein Wunder. Violetta hatte auch 37cm und da hatte ich Dammriss Zweiten Grades. Ich mochte keine Naht und ich schwur: „Wir halten schönes Wochenbett ein mit Beine zusammen halten und kein Schneidersitz!“ Das war für die Hebamme auch okay.

Nun begann mein schönes Wochenbett. Ich wurde mit reichlich Obst und Kuchen versorgt plus O-Saft. Tristan brachte mir die Macarons auf einem Kinderteller und verschüttete etwas in die Schüssel, in der die Plazenta lag, ein paar konnten gerettet werden. „Das bisschen Blut.“

Danach haben wir uns die Plazenta angeschaut — und mir etwas angeschnitten, was ich mit O-Saft trank.

Ich bin so dankbar, dass Edgar in so einem schönen Kreis geboren wurde und meine Wünsche und Träume in Erfüllung gingen.

Er ist 53cm, mit 4320g und einem KU von 37cm.

Und deine Geschichte?

Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!


Werbung: der kompetente Hausgeburtsvater

Wie kannst du dich als werdender Vater auf eine Hausgeburt vorbereiten? Dieses Ebook führt dich mit kurzen Texten und vielen Checklisten im Praxisteil durch die Vorbereitung.

Weitere Informationen

Auf dieser Seite erhältst du weitere Informationen zum Ebook.


Der komplette Adventskalender

Hier findest du alle Geschichten, die ich im Geburtsgeschichtenadventskalender 2020 veröffentliche bzw. bereits veröffentlicht habe:

  1. Tina: Badewannengeburt mit Glückshaube
  2. Annika: Hausgeburt trotz hohen Blutdrucks
  3. Susa: Torpedo-Überraschungs-Ei
  4. Mirabella: Ein Wehentag mit großem Geschwisterkind
  5. Laura: So schnell kann keine Hebamme sein
  6. Anna: Heilsame Hausgeburt
  7. Anja: Silvesterknaller
  8. Anja: Anstrengende Geburt zu Hause
  9. Viola: insertio velamentosa bei der Hausgeburt
  10. Anja: Drei Tage Rumgewehe vor der Wassergeburt
  11. Katharina: Geburtshausgeburt mit Schlafmangel
  12. Anja: Schlechte Laune und gute Geburt
  13. Katharina: Steigerung von „Keine Verletzungen“
  14. Natalie: Langes Rumgewehe und plötzliches Plopp
  15. Sabine: Hausgeburt nach vier Krankenhausgeburten
  16. Linda: Hausgeburt nach Kaiserschnitt
  17. Barbara: Erst lag das Baby quer
  18. Julias Zwillinge
  19. Natalie: Auf einmal waren die Presswehen da
  20. Anna-Christina: Selbstbestimmt im Krankenhaus, bis auf die letzten Minuten
  21. Kristina: Ich kann gebären!
  22. Irene: Kurze, heftige Hausgeburt
  23. Anna-Christina: Druckvolle Hausgeburt
  24. Kristina: Natürlich eingeleitete Hausgeburt

1 Gedanke zu „Anja: Schlechte Laune und gute Geburt“

Schreibe einen Kommentar